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Den Opfern ein Gesicht geben

Sammelband erinnert an Kriegstote in Paderborn - Zeitzeugen gesucht

Paderborn (WV). Etwa 900 Menchen sind in den Kriegsjahren bei Bombenangriffen auf Paderborn ums Leben gekommen. Ihnen ist ein Gedenkbuch gewidmet, das Dr. Antje Telgenbüscher Biografie für Biografie zusammenstellt.
»Wir wollen damit den Opfern ein Gesicht geben. Und das ist uns dank der aufwändigen Arbeit von Frau Telgenbüscher gelungen«, lobt Bürgermeister Heinz Paus das Engagement der Paderborner Literaturwissenschaftlerin. Ende der 90er Jahre hatte sie begonnen, Fotos und Lebensgeschichten von Opfern zu sammeln. Bis zum 60. Gedenktag im Jahr 2005 kamen etwa 160 Biografien zusammen. Ergänzt werden sie um eine lange Totenliste.
Inzwischen konnte Antje Telgenbüscher weitere 34 Opfer »aufspüren«. In Gesprächen mit Angehörigen und Bekannten erfuhr sie mehr über sie und deren Leben. »Es waren oft sehr tragische und traurige Geschichten, die mir erzählt wurden«, erzählt die Wissenschaftlerin. Im Gedächtnis geblieben ist ihr das Schicksal von Erika Peters. Die 22-jährige Pfarrerstochter war am 27. März 1945 mit einer Freundin auf einer Radtour von ihrem Studienort Göttingen nach Detmold und Umgebung. Vom Bombenangriff auf Paderborn überrascht, suchten beide auf dem Kamp Schutz im Luftschutzkeller Stritzke und kamen gemeinsam ums Leben.
So wie an Erika Peters erinnert Antje Telgenbüscher mit Fotos und Informationen an weitere Opfer der Bombenangriffe auf Paderborn. Mit Unterstützung des Stadtarchivs und des Amtes für Öffentlichkeitsarbeit und Stadtmarketing konnte das Gedenkbuch nun ergänzt werden. Ein Exemplar liegt im Stadtarchiv, ein zweites im Museum für Stadtgeschichte im Adam-und-Eva-Haus aus.
Doch der Sammelband ist noch längst nicht abgeschlossen; Antje Telgenbüscher sucht nach weiteren Fotos und Geschichten von Opfern der Bombenangriffe. Das Gedenkbuch ist als Loseblattsammlung angelegt, damit es problemlos ergänzt werden kann. Wer etwas beitragen möchte, kann sich an Dr. Antje Telgenbüscher (Ruf 05251/409005) oder an Andreas Gaidt vom Stadtarchiv (Ruf 05251/88-1943) wenden.
Auch in diesem Jahr gedenkt die Stadt Paderborn wieder ihrer Kriegsopfer. Am Dienstag, 27. März, wird Bürgermeister Heinz Paus um 17.30 Uhr am Mahnmal Busdorfwall einen Kranz nieder legen. Die Gedenkstunde wird diesmal von der Friedrich-von-Spee-Gesamtschule gestaltet.

Artikel vom 24.03.2007