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»Weg länger und mühsamer«

50 Jahre Ökumene-Institut in Paderborn gefeiert - Papst Benedikt gratuliert

Von Manfred Stienecke (Text)
und Wolfram Brucks (Foto)
Paderborn (WV). Mit einem Vespergottesdienst im Hohen Dom und einem Festakt im Neuhäuser Spiegelsaal wurde am Freitag an die Gründung des Johann-Adam-Möhler-Instituts für Ökumenik vor fünfzig Jahren in Paderborn erinnert.

In seinem Bistum hatte der damalige Erzbischof Lorenz Jaeger im Januar 1957 den Grundstein des ökumenischen Dialogs in Deutschland gelegt. Zur Feier des Jubiläums waren hochrangige Vertreter der christlichen Kirchen nach Paderborn gekommen, darunter der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Kirche in Rom, Kardinal Walter Kasper, und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Mainzer Bischof Karl Kardinal Lehmann.
Der Präsident des Möhler-Instituts, Erzbischof Hans-Josef Becker, versprach in der Feierstunde, das »für die katholische Weltkirche zentrale Anliegen der Ökumene wach halten und immer wieder neu beleben« zu wollen. Er wolle die Tradition seiner Vorgänger »ohne jede Einschränkung« fortsetzen.
In einer persönlichen Botschaft hat sich auch Papst Benedikt XVI. an die Festversammlung gewandt. Damit das Streben nach der Einheit der Christen fruchtbar werde, müsse sich das »inständige und beharrliche Gebet um die Führung des Heiligen Geistes und das stets neue, aufrichtige Bemühen um gegenseitige brüderliche Liebe gesellen«, heißt es in dem Schreiben, das Erzbischof Becker verlas. »Das gemeinsame Zeugnis der an Jesus Christus Glaubenden in der heutigen Welt wird um so mehr seine Wirkkraft entfalten, je mehr es mit einer Stimme gegeben wird.«
Kardinal Kasper bezeichnete in seiner Festrede die Arbeit des Möhler-Instituts als richtungsweisend. »In Paderborn hat man die Zeichen der Zeit und das Drängen des Geistes Gottes nach der Einheit früh erkannt und entscheidende Pionierarbeit geleistet«, lobte er die Arbeit des ökumenischen »Think-tanks«. Mitentscheidend für den Ruf nach mehr Gemeinsamkeit seien gerade auch die Erfahrungen in konfessionell gemischten Familien sowie die Erlebnisse katholischer und evangelischer Christen in den Schützengräben und Luftschutzbunkern des Zweiten Weltkriegs und in den Konzentrationslagern gewesen.
Die Christenheit sei auf einem guten gemeinsamen Weg, so der Päpstliche »Ökumene-Minister«. »Wir bekennen uns zu dem einen Gott, dem einen Herrn Jeses Christus, dem einen Heiligen Geist, der einen Taufe, so auch zu der einen heiligen Kirche.« Die ökumenische Bewegung habe in den letzten 40 Jahren enorme Fortschritte gemacht. Zu einer harten Zerreißprobe sei aber die Amtsfrage geworden. Auch in der Frage der Abendmahlsgemeinschaft sei man nicht wesentlich voran gekommen. Daran werde gegenwärtig »an mehreren Baustellen mit Hochdruck gearbeitet«, versprach Kasper. Der Weg sei eben länger und mühsamer, als viele das erwartet hätten. Es sei aber falsch, von »Krise, Stagnation oder gar Eiszeit zu reden.«
Von evangelischer Seite zeigte Landesbischof Friedrich Weber (Braunschweig) Verständnis für die jüngste Erklärung des Papstes (»Sacramentum caritatis«), nach der die Teilnahme von Nicht-Katholiken an der Heiligen Eucharistie ausgeschlossen sei. »Der Papst bittet hier um das Verstehen und öffnet dabei doch die Tür weit zum Gespräch.«
Aus Anlass des 50-jährigen Bestehens lobt das Johann-Adam-Möhler-Institut in Paderborn den mit maximal 4000 Euro dotierten »Kardinal-Jaeger-Preis« aus. Der für hervorragende wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Konfessionskunde und ökumenischen Theologie ausgeschriebene Preis soll künftig alle zwei Jahre vergeben werden.Kultur

Artikel vom 24.03.2007