24.03.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Von Karl Pickhardt

Paderborner Perspektiven

Der zweite MVA-Kampf kommt


Der technische K.O. in der dritten Runde war das konsequente Ergebnis eines dreitägigen »Trommelfeuers« und einer schier unglaublich schlechten Vorbereitung. Die deutlich überforderten Planer eines müllbefeuerten Industrieheizkraftwerkes im Gewerbegebiet Mönkeloh erlitten am Donnerstagnachmittag im Schützenhof einen kläglichen Mast- und Schotbruch. Hätten die Amerikaner ihren Mondflug einst so miserabel geplant wie die Sauerländer jetzt ihre Müllverbrennungsanlage (MVA), wäre Apollo noch heute unterwegs.
Fast drei Tage lang schossen MVA-Gegner und glänzend vorbereitete Umweltverbände, Bürgerinitiative und Stadtverwaltung das in und um Paderborn verhasste Heizkraftwerk sturmreif, bevor Verhandlungsleiter Dezernent Wolf-Christian Denkhaus von der Bezirksregierung der »Schlacht um Mönkeloh« ein vorzeitiges Ende setzte. Da passte für die mit ihrer renommierten Wortführerin Dr. Andrea Versteyl untergehenden Sauerländer gut ins Bild, dass der Schützenhof-Hallenwart an allen Konferenztagen morgens den PUR-Hit »Komm mit ins Abenteuerland« auflegte. Für die Kraftwerksgesellschaft Mönkeloh (KMG) wurde der Schützenhof zum Abenteuerland mit einem Desaster.
Der Jubel der MVA-Gegner, die stolze 45 000 Einwände gegen den Müllofen buchstäblich auf die Beine gebracht hatten, ist verständlich. Aber ebenso verständlich sind die warnenden Stimmen, die sich in die Siegesstimmen mischen: Das war noch nicht das Ende der MVA-Debatte in Paderborn. Wilhelm Brockmeyer von der rührigen und einer in Paderborn noch nie erlebten Parteien, Generationen und Schichten übergreifenden Bürgerinitiative liegt daher mit seiner vorsichtigen Einschätzung richtig: »Wir haben eine Etappe gewonnen. Ob aber auch die Tour, muss sich erst noch zeigen«.
Eine Neuauflage der MVA-Debatte steht vielleicht schon im Herbst oder Winter in Paderborn an. Bereits in der Stunde ihrer Niederlage »versprach« die KMG, an ihren Planungen des 60-Millionen-Projekts in Mönkeloh festzuhalten. Ein angeschlagener Boxer ist gefährlich: Ein zweites Mal wird die KMG - egal mit welcher Gutachter-Riege - nicht so kläglich auftreten. Dezernent Denkhaus hat der Antragstellerin bündelweise Hausaufgaben auferlegt, die sie in den nächsten Monaten abarbeitet. Paderborn muss mit einem gut vorbereiteten Sauerland-Team rechnen.
Aber auch die Bürgerinitiative hat ihrerseits erneuten Widerstand gegen einen zweiten MVA-Anlauf angekündigt. Es kommt dann wesentlich auch darauf an, dass sie im neuen Kampf nicht an Kraft und Elan verliert. Viele Menschen haben in der Initiative mehrere hundert Stunden, Geld, ja sogar Urlaubstage, geopfert. Das zerrt gewaltig
Eines hat Paderborn schon heute erreicht: Mit einer Billig-Filteranlage bekommt die KMG in Mönkeloh kein Bein an die Erde. Da müssen die Sauerländer schon deutlich mehr auf den Tisch legen. Ob sich das rechnet?

Artikel vom 24.03.2007