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Haar-Kunst ist
Familiensache

Böhlers schreiben Frisörgeschichte

Von Heiko Johanning
Versmold-Oesterweg (WB). Die Geschichte der Familie Böhler in Oesterweg ist eine Geschichte der Haar-Kunst. Als Franz Böhler 1931 von Bochum nach Oesterweg zog, legte er den Grundstein für eines der erfolgreichsten Frisörgeschäfte der Umgebung. Welt- und Europameistertitel errangen die Böhlers ebenso wie mehrfache Deutsche Meisterehren. Vor mehr als 75 Jahren wurde das Frisörgeschäft in Oesterweg gegründet. Jetzt gab es die Ehrenurkunde dazu.

»Dieses Geschäft ist ein Fachgeschäft« steht auf dem Schild, das jahrelang im Salon Böhler hing. Franz Böhler hatte es anfertigen lassen. Sohn Hans-Dieter Böhler (67), Ehrenobermeister der Frisörinnung Gütersloh, weiß noch um die Geschichte. »Das Schild hing im Salon und sollte demonstrieren, dass hier ein Meister mit Schere und Kamm beschäftigt ist.«
Ein eben solcher Meister ist auch Hans-Dieter Böhler: 1962 legte er die Meisterprüfung ab, drei Jahre später stellte er mit Renate Orrisch (heute Otto) die erste Auszubildende ein. 1970 baute er das Haus an der Taubenstraße, wo auch heute noch seine Tochter Manuela (44) den Salon leitet. Im Laufe der Folgejahre wurden daraus acht Filialbetriebe. »Das war uns auf Dauer zu aufwendig. Lieber einen Salon führen, dann aber vernünftig«, erzählt Böhler aus der Geschichte.
Vor zwei Jahren hatte er die Führung des Oesterweger Salons an seine Tochter Manuela übergeben, die sich schon im Alter von 21 Jahren den Meistertitel erarbeitete. Doch damit war sie nicht zufrieden. »Sie wollte mehr, hatte das Talent und wir haben sie nach besten Kräften unterstützt«, erinnern sich Waltraud und Hans-Dieter Böhler an viele Trainingseinheiten in den Abendstunden und an den Wochenenden. Der Erfolg ließ einige Jahre auf sich warten, doch er kam: 1992 wurde Manuela Böhler Weltmeisterin der Frisöre im Fach »Abendfrisur«. Ihr folgte vier Jahre später Bruder Matthias, der in Washington gleich zweifacher Weltmeister im Herrenfach wurde. Erfolge, denen viel Müh und Arbeit vorausgingen: »Heute musst du viel Talent besitzen, ein großes Durchhaltevermögen haben und mehr als nur gut in deinem Fach sein«, sagt Hans-Dieter Böhler. Nur so könne man zu den Besten der Besten zählen.
Die Geschichte des Frisörsalons Böhler ist natürlich auch eng verknüpft mit den Haar-Trends. »Dieses Handwerk wird es wohl noch lange geben«, sagt Böhler. »Haare sind der natürliche Kopfschmuck des Menschen und jeder geht damit eitel um.« Das wissen auch die Modemacher: »War vor mehr als 40 Jahren die Lockwelle bei den Damen im Trend, wurde sie Jahre später von der Hochsteckfrisur abgelöst. Bei den Herren war die lange Mähne wie bei den Beatles ziemlich lange der Renner auf dem Kopf«, erinnert sich der Ehrenobermeister der Frisörinnung an die Zeit der 70-er Jahre. Heute sehe das anders aus: »Im Herrenfach geht es sehr individuell zu, bei den Damen geht der Trend zur Mehrfarbigkeit bei glatter Frisur. Ich mag das.«
Waltraud und Hans-Dieter Böhler sind täglich im Salon. »Wir haben unseren festen Kundenstamm, der sich nur von uns bedienen lassen will«, werden die Senioren-Böhlers gebraucht. Tochter Manuela und ihr Team beraten und bedienen ihre zum Teil junge Kundschaft mit den neuesten Modetrends. Zum 75-Jährigen erhielt der Salon außerdem ein modernes Ambiete.
Seit Donnerstagabend hält Hans-Dieter Böhler eine Ehrenurkunde der Handwerkskammer Ostwestfalen zu Bielefeld sowie der Friseurinnung des Kreises Gütersloh in den Händen. »Wir verleihen diese Urkunde in Anerkennung der Verdienste einem Handwerksbetrieb in dritter Familiengeneration«, kommentiert der Obermeister der Innung, Reinhard Schwenner. Es sei nicht leicht, einen solchen Betrieb gerade in heutiger Zeit aufrecht zu erhalten. »Für uns ist das ein nicht alltägliches Jubiläum und es sind im Hause Böhler viele Weichen für dieses würdige Ereignis gestellt worden«, ergänzt Schwenner. Die Ehrenurkunde werde an einem passenden Platz im Salon aufgehängt, sagt Böhler.

Artikel vom 24.03.2007