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Strom fließt nur gegen Vorkasse

Caritas und E.ON erproben Modell

Paderborn (WV). Der Caritasverband bietet sich an, gemeinsam mit Energieversorgungsunternehmen den Einsatz von Chipkarten-Stromzählern modellhaft zu testen. Diese im voraus bezahlten Karten können nach Ansicht von Experten der Schuldnerberatung dazu beitragen, Stromschulden zu vermeiden.
Dies ist das Ergebnis eines Runden Tisches, zu dem Mitarbeiter aus Schuldnerberatungsstellen der Caritas- und Fachverbände im Erzbistum Paderborn mit Landtagsabgeordneten und Vertretern der Energiewirtschaft zusammen kamen. Bei diesem »Energiegipfel« ließen sich die Teilnehmer zunächst das Ausmaß des Stromschulden-Problems erläutern.
Matthias Nolte, Schuldnerberater beim Sozialdienst katholischer Frauen: »Etwa jeder sechste Klient hat Stromschulden, fast täglich werden wir mit Fällen konfrontiert.« Anne Wördehoff vom Caritasverband Büren berichtete, dass selbst im ländlichen Bereich Stromschulden in vierstelliger Höhe keine Seltenheit sind. »Die Leute nehmen in Kauf, dass ihnen der Strom abgestellt wird, versuchen sich dann irgendwie durchzuschlagen.« Die Darlehen, die dann oft von der Arbeitsgemeinschaft für Arbeit gewährt werden, lösten das grundsätzliche Problem nicht, sondern würden die Leute in weitere Verschuldung treiben.
Georg Ludwig, Vertriebschef bei E.ON Westfalen-Weser, beklagte jährliche Außenstände in Millionenhöhe durch Stromschulden von Privatkunden. Für ihn sind die Regelsätze für Energiekosten im Arbeitslosengeld II und im Sozialgeld zu niedrig. Ludwig versprach, den Einsatz von Chipkarten-Stromzählern, die den Stromverbrauch nachvollziehbar machen, in seinem Haus zu prüfen.
Die Vertreter kleinerer kommunaler Energieversorger verdeutlichten, wie es durch Kenntnis der örtlichen sozialen Verhältnisse gelingen kann, schon im Vorfeld Stromschulden zu vermeiden. Dafür biete man gezielte Beratung an, insbesondere für Migranten.
Auf präventive Ansätze im Verbrauchsverhalten setzt Sigrid Beer, Paderborner Landtagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen. Sie warb vor allem für finanzielle Bildung an Schulen. »Kompetenzen in der Haushaltsführung sind genauso wichtig wie Lesen und Schreiben.«

Artikel vom 28.03.2007