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Wort zum Sonntag

Heute von Prediger Roland Tober

Rolan Tober, Prediger der Evangelisch-Landeskirchlichen Gemeinschaft
Liebe Leserin, lieber Leser,

was bietet das Leben manchmal für Skandalgeschichten. Meistens sind es die Schönen und Reichen, an deren Missgeschicken man sich gern ergötzt. Tennisstars bei bestimmten Aktionen in der Besenkammer, nackt badende und flirtende Minister im Swimmingpool oder ehemalige Staatschefs im Rosenkrieg. Das kommt offensichtlich bei vielen an. Freilich nur, solange man nicht selbst in so etwas verstrickt ist. Dann sieht die Sache eben ganz anders aus.
Da planen wir einigermaßen ordentlich unser Leben. Als Partnersuchende träumen wir vielleicht von der Traumfrau oder dem Traummann. Als Gemeindeglieder träumen wir vielleicht von einer Traumgemeinde. Als Berufstätige träumen wir vielleicht von einer Traumkarriere.
Wenn da nur nicht die anderen wären, die mir meinen Traum ständig kaputt machen! Ach ja, diese anderen und auch die vielen Intriganten, die mir das Leben mitunter zur Last werden lassen. Vor allem im Berufsleben kann man erleben: Wer nicht spurt, wird weggelobt oder weggemoppt. Und ich bin mittendrin in den schrecklichen Verstrickungen. Aus der Traum.
Aus der Traum? Es gibt in der Bibel eine atemberaubende Geschichte (1. Mose 37 bis 50), die skandalöser kaum sein kann. Da ist der Vater Jakob, der seinem Lieblingssohn sozusagen alles hinten rein steckt. Da ist der Angeber und Träumer Josef, der seine Träume vielleicht besser für sich behalten hätte. Da sind die eifersüchtigen Brüder, die dieses Problem auf ihre Weise lösen. Es kommt zwar nicht zum geplanten Mord, dafür aber zur Beseitigung des ungeliebten Träumers, zum Menschenverkauf in eine weit entfernte Welt. Lügen, ausschweifende sexuelle Leidenschaften und raffinierte Aktionen, wie z. B. mit Hinterlist eine Schwangerschaft herbeigeführt wird, prägen das Familiendrama genauso wie eine langjährige unschuldige Inhaftierung und globale Hungerkatastrophen. Nichts scheint in dieser Geschichte an menschlichen Bosheiten und Katastrophen ausgelassen zu sein.
Dennoch, diese Skandalgeschichte macht mir Mut. Wenn sich bei mir Fragen über Fragen auftürmen, wenn ich durch falsche Weichenstellungen meinem Leben eine »falsche Richtung« gegeben habe, wenn ich in hoffnungslosen Verstrickungen und Intrigen gefangen bin - einer ist ja dennoch da. Es ist der, der dennoch verborgen die Fäden der Weltgeschichte in Händen hält. Auch meine und Ihre noch so krumme Lebensgeschichte.
Wie erkennt und bezeugt es am Ende Josef vor seinen Brüdern? »Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen.« Darauf dürfen auch Sie und ich fest vertrauen. Auch wenn alles im Augenblick vielleicht gar nicht so traumhaft aussieht. Mit freudiger Erwartung dürfen wir jetzt schon gespannt sein, was Gott am Ende aus unserem Leben gemacht hat - trotz allem.
Darum: Geben wir unser Leben in Gottes Hand. Und dann: mutig voran!

Artikel vom 24.03.2007