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27 Tore trüben ein wenig den Blick

Heimniederlage mit 14 Treffern Unterschied ist bisher zweithöchste der Geschichte

Von Wolfgang Sprentzel
Lübbecke (WB). Handball-Bundesligist TuS N-Lübbecke hatte am Mittwochabend in der Kreissporthalle Lübbecke - wie erwartet - gegen den Deutschen Meister THW Kiel keine Chance. Das 27:41 (16:24) spricht eine mehr als deutliche Sprache.

Für die Fans des Erstligisten aus dem Mühlenkreis aber war die Welt schon wieder halbwegs in Ordnung. Immerhin war beim Abstiegskandidat wieder ein Wille zur Leistung erkennbar, war Herz erkennbar, war der Mut feststellbar, sich auch einmal tatsächlich auf dem Weg zum Torerfolg weh zu tun. »Wir woll'n Euch kämpfen sehn!« hatten die Fans bei dem Debakel gegen die SG Kronau-Östringen gefordert und Rolf Hermann hatte klargemacht, dass man sich so nicht präsentieren könne.
So sind die 27 Treffer gegen den Liga-Primus schon eine deutliche Verbesserung. Allerdings darf man sich nicht täuschen lassen. Mannschaftskapitän Patrick »Paco« Fölser sprach denn auch direkt nach dem Spiel richtigerweise davon, dass es zwar etwas besser gelaufen sei, dass man aber nach wie vor mit immerhin 14 Treffern Unterschied ein Heimspiel verloren habe. Und wer sich jetzt die Augen genügend ausgerieben hat (weil 27 geworfene Tore reine Augenwischerei sind) der wird feststellen: Nur durch das 18:33 gegen die »Kröstis« vor fünf Tagen ist dem TuS N-Lübbecke die Peinlichkeit der höchsten Heimniederlage am Mittwoch gegen Kiel erspart geblieben. Und man darf sich durchaus vergegenwärtigen, dass dieses 27:41 damit tatsächlich mit der Heim-Niederlage vor fünf Jahren gegen die HSG Nordhorn die zweithöchste überhaupt ist.
Die noch dazu durch einige glückliche Umstände zustande kam. So bemerkte in der Presse-Konferenz TuS-Trainer Velimir Kljaic sehr treffend: »Wir hatten bei einigen Toren doch sehr, sehr viel Glück. Da hatte der Torwart den Ball eigentlich schon gehalten, rutschte dann aber mit dem Leder ins Tor.«
Tja, und dann schwärmte der Kroate geradezu von der Mannschaft von der Ostsee: »Das ist das beste Team in Deutschland. Die sind richtig schwer zu bremsen. Das sind große Leute, die spielen mit Herz und einem Super-Überblick. Da kennt jeder genau alle Wege.«
Mit seinem eigenen Team war der Kroate gar nicht einmal so unzufrieden: »Nach der Blamage vom Samstag wollte ich ein anderes Team sehen. jeder hat heute sein Maximum an Leistung gebracht. Nur gegenüber Kiel ist eben der Unterschied in der Qualität einfach zu groß.«
Diese Qualität sprach auch der als Zuschauer in der Halle befindliche Ex-Nettelstedter Peter Pickel aus: »Der TuS N-Lübbecke und der THW Kiel spielen sicherlich in einer Liga. Aber wir ganz unten und der THW Kiel eben ganz oben.« Und Pickel fügte hinzu: »So einen Mann wie Karabatic haben wir nicht. Ich war früher sicherlich gut, aber keine Weltklasse. Dieser Karabatic ist ganz einfach Weltklasse. Wenn der mit dem Ball in der Hand losgeht, kann den keiner wirklich stoppen.«
Aber Karabatic war ja nicht der einzige, der auf Kieler Seite »losging« Patrick Fölser sang ein Liedchen davon: »Die haben uns ganz einfach mit ihrem Tempo fertiggemacht. Schnelle Mitte, schneller Konter, zweite Phase. Da hatten wir nichts entgegen zu setzen. Aber im geordneten Spiel konnten wir in der Abwehr doch fast mithalten.«
Vielleicht aber auch deswegen, weil Kiel die Sche nicht richtig ernst nahm. So war Gäste-Coach Noka Serdarusic trotz des Kantersieges ein wenig angefressen: » Wir haben zwar deutlich gewonnen. Aber das Spiel hat mir nicht richtig gefallen. Wir waren zu ungeduldig, haben uns 15 technische Fehler erlaubt. Und auch die Abwehr hat zu fehlerhaft gespielt.«

Artikel vom 23.03.2007