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Ohne Namen - aber nicht anonym

Hitzige Diskussion um Neufassung der Friedhofssatzung

Von Silvia Scheideler
Delbrück (WV). Beerdigt wird in Delbrück nicht anonymÊ - aber ohne Namen. So wurde am Donnerstagabend im Rat der Stadt Delbrück nach einer emotionsgeladenen Diskussion entschieden.

Es wird also neben einer Fläche für pflegefreie Gräber kein extra Grabfeld für anonyme Bestattungen geben. Diesen Wunsch hatte Brigitte Michaelis (FDP) besonders vehement vertreten, um Wünschen nach dieser Form der Bestattung gerecht zu werden, »ohne, dass eine Ausnahmegenehmigung notwendig ist«, so Michaelis. »Es steht uns nicht zu, Menschen zu beurteilen, die eine anonyme Bestattung wünschen.«
Anonyme Ruhestätten: Für Teile der CDU-Fraktion zwar unvorstellbar und nicht tragbar, aber schon jetzt (auch ohne ein spezielles Grabfeld und eine Neufassung der Satzung über das Friedhofs- und Bestattungswesen) praktisch möglich. Schließlich fragt niemand hinterher, wenn ein Grabdenkmal keine Inschrift trägt, ein Familiengrab nur den Familiennamen preisgibt oder vielleicht nur ein Kreuz ohne Namen am Grab aufgestellt wird, argumentierte Georg Wilsmann (CDU) gegen die Ausweisung eines Extrafeldes.
Nach einer hitzigen Diskussion, unter anderem warfen GABI-Vertreter der CDU vor, sich von der katholischen Kirche beeinflussen zu lassen, wurde in die Neufassung der Satzung mitaufgenommen, dass auf eine Grabplatte verzichtet werden kann, wenn es dem Willen des Verstorbenen entspricht. Bei dieser Abstimmung musste Bürgermeister Robert Oelsmeier besonders genau die Stimmbekundungen zählen, denn innerhalb der CDU war man sich nicht einig: 15 Ratsmitglieder stimmten für die Aufnahme dieses Zusatzes in die Friedhofssatzung, 13 wollten auf diesen Satz verzichten, drei Lokalpolitiker enthielten sich bei der Abstimmung.
Einig war man sich, dass Angehörige den Leichnam des Verstorbenen so kleiden dürfen, wie sie es sich wünschen. Dies hätte der nun gestrichene Satz »Die Kleidung der Leiche soll nur aus Papierstoff und Naturtextilien bestehen« verhindert.

Artikel vom 24.03.2007