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Gerhard Altemeier ist Technischer Geschäftsführer der Herforder Abwasser GmbH.

Umweltgift im Abwasser

PFT: Klärschlamm aus Herford wird zurzeit nur noch verbrannt

Herford (pjs/ram). Der Klärschlamm aus der Herforder Kläranlage wird bis auf weiteres verbrannt. Grund: Bei Analysen war eine deutliche Belastung mit dem Umweltgift PFT festgestellt worden. Das bestätigte Gerhard Altemeier, Technischer Geschäftsführer der Abwasser GmbH, am Freitag auf Anfrage.

Perfluorierte Tenside (PFT) sind schwer abbaubare Industriechemikalien, die unter anderem in Verpackungsmaterialien verwendet werden. Nach Angaben des Umweltbundesamtes werden PFT vor allem in der Papier-, Leder- und Fotoindustrie eingesetzt. Textilien, Teppiche und Papier sowie Beschichtungen können so fett-, öl- und wasserfest gemacht werden. Die Stoffe stehen im Verdacht, Krebs auszulösen. Nachdem die Chemikalie im Sommer 2006 in Flüssen sowie auf Äckern in NRW entdeckt worden war, wurden die Klärwerksbetreiber vom Landesumweltamt zu Kontrollmessungen aufgefordert, erläuterte Altemeier.
Zwar gebe es bislang noch keine gesetzlichen Grenzwerte, wohl aber hätten die Behörden Vorsorgewerte benannt, die nicht überschritten werden sollten: Als unkritisch gelten 100 Nanogramm pro Liter im Ablaufwasser einer Kläranlage. Werden 300 Nanogramm erreicht, muss der Klärschlamm untersucht werden. Trinkwasser mit Werten von 500 Nanogramm und höher solle von Schwangeren und Säuglingen nicht getrunken werden.
Bei mehreren Probenentnahmen im Ablauf des Herforder Klärwerkes sei eine Belastung des Wassers zwischen 170 und 370 Nanogramm festgestellt worden, sagte Altemeier. Daraufhin wurde der Klärschlamm »unter die Lupe genommen«. Nicht mehr als 100 Mikrogramm PFT pro Kilogramm werden hier toleriert, soll der Klärschlamm in der Landwirtschaft verwendet werden. »Unser Wert lag jedoch um das Vier- bis Fünffache höher«, räumte der Chef der Abwasser GmbH ein. Aus diesem Grund werde der aus Herford (und teilweise Hiddenhausen) stammende Klärschlamm vorsorglich nicht mehr an die Landwirtschaft abgegeben, sondern ausschließlich verbrannt. In der Vergangenheit waren 50 Prozent der jährlich anfallenden 7000 Tonnen Klärschlamm in Niedersachsen landwirtschaftlich genutzt, die andere Hälfte verbrannt worden. Für die Verwertung seien pro Jahr etwa 300000 Euro zu zahlen: »Jetzt rechnen wir mit etwa 4,3 Prozent mehr.«
Um die Ursache der PFT-Belastung zu ermitteln, wurden auch die Abwassereinleitungen von Herforder Betriebe inspiziert. Bei drei Unternehmen konnte die Chemikalie lokalisiert werden, bestätigte Altemeier: »Wir stehen im Kontakt mit den Firmen.« In deren Produktion soll das gefährliche PFT nun durch andere Stoffe ersetzt werden. »Ich gehe davon aus, dass das Problem in sechs Monaten gelöst sein wird.«
Zusätzlich hätten die Stadtwerke Herford das Trinkwasser auf PFT-Belastung untersucht: »Diese lag unter der Nachweisgrenze«, so Altemeier. Sein Fazit: »Für die Bürgerinnen und Bürger in Herford besteht keine Gefährdung.«

Artikel vom 24.03.2007