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Niemand wusste
irgendetwas

Für die Altlasten-Beseitigung an der Straße Auf der Allee muss die Stadt tief ins Stadtsäckel greifen.

Bericht über Altlastenfrage liegt vor

Herford (ram). 785 Lkw-Fahrten zwischen Herford und der Deponie Reesberg waren notwendig, um das Baugebiet An der Allee im Jahr 2005 von Altlasten zu entfernen. Für die Entsorgung von 19900 Tonnen Erdaushub sind Kosten in Höhe von 675 000 Euro entstanden. Zahlen muss die Stadt, die städtische Tochter WWS (ehemals Wohnbau) und wohl auch die SWK (ehemals Bauhof).

»Wir haben an der Straße An der Allee damit die am höchsten subventionierten Baugrundstücke in ganz Herford geschaffen«, sagt spöttisch ein Ratsmitglied, das nicht genannt werden möchte.
Zur Vorgeschichte: Im Januar 2002, zur Amtszeit von Bürgermeister Thomas Gabriel (CDU), ist das Grundstück der ehemaligen Stadtgärtnerei an der Eimterstraße an die Servicegesellschaft für Wirtschaft und Kommunen (SWK) übertragen worden. Die SWK benötigte beim bevorstehenden Zusammenschluss mit dem Entsorgungsunternehmen Sulo dringend Eigenkapital. Auf eine Überprüfung des Grundstücks nach Altlasten wurde verzichtet. Die Fläche wurde demnach höher bewertet, als aufgrund der Altlasten angemessen gewesen wäre.
Die SWK hat anschließend das Grundstück an die WWS verkauft, mit dem besonderen vertraglichen Passus, dass die Stadt Herford sich verpflichtet, die SWK von einer künftigen Haftung für Mängel freizustellen. Als 2005 die Wohnungsbaugesellschaft WWS das Gebiet zum Baugebiet entwickeln wollte, ist man auf die Rückstände bestehend aus Schlacken, Asphalt und Bauschutt aufmerksam geworden. Recherchen des Rechnungsprüfungsamtes, das im Auftrag von Bürgermeister Bruno Wollbrink (SPD) tätig geworden ist, ergaben, dass Schlacken aus dem Betrieb der Gärtnerei-Koksheizung auf dem Grundstück verblieben waren. Der siebenseitige Bericht des Rechnungsprüfungsamtes, der gestern veröffentlicht wurde, lässt trotz intensiver Recherche der internen Prüfstelle viele Fragen offen.
Zunächst war die Stadt von Entsorgungskosten in Höhe von bis zu 250 000 Euro ausgegangen. Tatsächlich belaufen sich die Forderungen mittlerweile auf 675 000 Euro. Auf Fördermittel von Land (bis zu 80 Prozent) wurde verzichtet, weil die WWS die Grundstück rasch vermarkten wollte. Die interne Prüfung kommt zu dem Schluss, dass das Land wohl für einen Teil der Entsorgungskosten aufgekommen wäre. Das Rechnungsprüfungsamt beklagt zudem, dass bei der Beseitigung des Bodens nicht zwischen belastetem und unbelastetem Aushub unterschieden worden ist. Die Ergebnisse des Prüfungsberichts werden in der Ratssitzung am 30. März behandelt.Lokalseite 2

Artikel vom 23.03.2007