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Wer poliert Werthers Denkmal-Perle?

CDU besichtigt mit Architekten Walbaum'sches Haus - Kauflust von Investoren fördern

Werther (SKü). Das Walbaum'sche Haus könnte eine Perle in der Innenstadt sein. Doch um das bislang matte Schmuckstück zum Glänzen zu bringen, müsste das älteste Haus Werthers mit einem Aufwand von bis zu einer Million Euro von einem Denkmalfreund liebevoll poliert werden. Damit sich ein solcher Freund bald findet, will die CDU das Haus und sein Schicksal stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken.

Der traurige Eindruck, den das Walbaum'sche Haus schon seit vielen Jahren in exponierter Lage am Venghauss-Platz macht, ist in den vergangenen Wochen etwas verbessert worden, seitdem das alte Schaufenster wieder von einem Ladengeschäft genutzt wird. Doch innendrin macht das seit vielen Jahren unbewohnte Fachwerkhaus einen wahrlich sanierungsbedürftigen Eindruck. Davon überzeugten sich jetzt auch CDU-Fraktionschef Ulrich Buchalla sowie weitere CDU-Mitglieder bei einer Besichtigung.
Der derzeitige Besitzer, der das Haus eigentlich sanieren wollte, ist vor Jahren nach Süddeutschland verzogen und bietet das Denkmal über die Bielefelder Immobilienfirma Westerheide für 190 000 Euro zum Verkauf an. Doch wie Immobilienmakler Jochen Vormbaum berichtete, konnte sich bisher kein Interessent zu einem Kauf durchringen. Dabei dürfte der Kaufpreis der weitaus kleinere Teil der Summe sein, die für die Herrichtung eines solch besonderen Objektes in die Hand genommen werden muss. Architekt Markus Bergedieck aus Werther, der sich mit Denkmalsanierungen auskennt und von der CDU für eine erste fachliche Einschätzung mitgenommen wurde, sagte nach der Besichtigung: »Eine Million Euro kommt hier bei einer Sanierung schnell zusammen, je nach Aufwand und Nutzung.«
Angesichts solcher Hausnummern muss die Liebe und der Idealismus eines Investors schon groß sein. Doch in einer Umgebung voller Staub und Dreck und altem Gehölz, vor der ein Laie zurückweichen würde, kommt ein Denkmal-Fachmann wie Markus Bergedieck schon fast ins Schwärmen. »Man kann dieses hier zum schönsten Haus von Werther machen«, betont er. In der oberen Etage kann sich der Fachmann sogenanntes Loft-Wohnen vorstellen, also flexibles Wohnen in einem freien Stil mit einem großen und sehr hohen Raum unter dem Dach mit viel Licht und Transparenz. »Und an vielen Stellen in dieser Wohnung sähe man dann auch, dass der Raum in seinen Ursprüngen auf das Jahr 1621 zurückgeht«, denkt Bergedieck an Menschen, die geschichtsbewusstes Wohnen mögen. Das Untergeschoss böte die Möglichkeit, hohe und niedrige Räume miteinander zu kombinieren. Hier sei gewerbliche Nutzung denkbar, zum Beispiel eine Kneipe oder ein Spezialitätenrestaurant. Der Architekt sieht auch tolle Möglichkeiten für die Fassade zum Venghauss-Platz hin, in der man das Fachwerk freilegen könne.
Ulrich Buchalla betonte, dass auch die CDU keine Patentlösung habe. Doch bevor das Gebäude weiter verfalle, müsse die Politik zumindestens versuchen, ihre kleinen Möglichkeiten zu nutzen. Eine öffentliche Nutzung des Gebäudes sei zwar nahezu ausgeschlossen. Aber das Walbaum'sche Haus müsse bei Investoren stärker ins Bewusstsein gerückt werden. Denn für die Sanierung eines solchen Denkmals gebe es sehr hohe Abschreibungsmöglichkeiten und auch Fördermittel. Und von der Denkmalschutzbehörde hat Buchalla erfahren, dass die Auflagen längst nicht mehr so restriktiv gesehen werden wie noch vor einigen Jahren. Es sei vieles möglich, abhängig vom Konzept.

Artikel vom 23.03.2007