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Seniorenheim ist kein Abschiebeort für Ältere

Podiumsdiskussion: Gedankenaustausch über Bedeutung von Pflegeeinrichtungen

Marienmünster (goc). »Das Ende des Lebens lebenswert leben«. Dieser Satz war Leitmotiv einer Podiumsdiskussion im Albert-Schweitzer-Haus in Marienmünster. Mediziner, Pfleger und Seelsorger erörterten Situationen am Lebensabend eines jeden Menschen.

Statements gaben zunächst Pfarrer Martin Spindler von der evangelischen Kirchengemeinde Marienmünster-Nieheim, Dr. med. Tobias Lunemann, Christine Finkeldey, Vorsitzende im Sozialausschuss des Kreises Höxter, Renate Große-Bölting, Vorsitzende der Hospizgruppe Brakel, Claus Espaner, Diplom Sozialarbeiter und Berufsbetreuer, Beatrix Spieker, Mitarbeiterin des Albert Schweitzer Hauses und Elisabeth Klennert, Leiterin des Pflegedienstes im Albert Schweitzer Haus, ab. Anschließend standen sie in der Diskussion Rede und Antwort.
Im Hinblick auf die gesellschaftliche Entwicklung herrschte bei allen Teilnehmern Einigkeit darüber, dass Pflegeeinrichtungen zunehmend an Bedeutung gewinnen. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass der Altersdurchschnitt der Bevölkerung stetig steigend ist und Pflegeheime mehr und mehr Aufgaben übernehmen müssen, die noch vor wenigen Jahren im familiären Rahmen abliefen.
»70 Prozent der Sterbefälle passieren in einem Krankenhaus oder einer Pflegeeinrichtung«, meinte Christine Finkeldey und verwies darauf, dass diese Zahl von steigender Tendenz sei. »Die Begleitung in den Tod, früher meistens Familiensache, wird zunehmend von Pflegeeinrichtungen geleistet. Die Gesellschaft hat sich geändert und Großfamilien, die solches leisten, gibt es immer weniger.«
Über den Tod sagte Pfarrer Martin Spindler: »Wir haben es beim Tod mit einem Feind des Menschen zu tun, der nicht verharmlost werden darf. Niemand kann ihn besiegen. Aber überall, wo Jesus dem Tod begegnet, da kann er überwunden werden.«
Der Palliativmediziner Dr. Tobias Lunemann konnte der Aussage vom »Tod als Feind« nicht unwidersprochen zustimmen. »Der Tod ist oftmals ein Helfer«, sagte er, als er den Zuhörern das Feld seines Fachbereiches näher erläuterte. Dabei distanzierte sich Dr. Lunemann vehement von der aktiven Sterbehilfe. »Je besser wir Palliativmediziner arbeiten«, erklärte er, »um so weniger steht den Menschen auch der Bedarf danach.«
Das Ende des Lebens lebenswert gestalten - ist Intention des Albert-Schweitzer-Hauses. Die Bewohner leben hier in familienähnlichen Wohngemeinschaften und gestalten nach ihrem Leistungsvermögen das Zusammenleben im Haus aktiv mit. Das Klischee des Altenheimes als »Abschiebeort für alte Menschen« ist längst nicht mehr gültig. Moderne Konzepte sind Basis dafür, den Menschen ihren Lebensabend so angenehm wir nur möglich zu gestalten, ohne dabei auf ein gesundes soziales Umfeld zu verzichten.

Artikel vom 23.03.2007