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Helga Kübler, Schulleiterin

Drei Fragen an . . .


Am Montag startet in Nordrhein-Westfalen das Zentralabitur (diese Zeitung berichtete). Die Themen erreichen die Fachlehrer unter strenger Geheimhaltung. Anders als bisher werden aus 800 eingereichten Vorschlägen die Aufgaben für alle Schüler in NRW zentral gestellt. Maren Waltemode sprach mit Helga Kübler, Schulleiterin der Regenbogen-Gesamtschule, über die neuen Anforderungen, die an Schüler und an Lehrer gestellt werden.


Was verändert sich durch das Zentralabitur für die Schüler?
Helga Kübler: Grundsätzlich wird mit dem Zentralabitur eine Vergleichbarkeit von Lernleistungen suggeriert, die in Wirklichkeit nicht gegeben ist. Der Unterricht bezieht sich zwar auf einen verbindlichen Themenrahmen. Innerhalb dieses Rahmens müssen jedoch im Unterricht Schwerpunkte gesetzt werden. Man hat also bei den Abituraufgaben Glück oder Pech - obwohl man unter mehreren Aufgaben wählen kann. Zugleich wird der Themenrahmen eine inhaltliche Verarmung zur Folge haben, weil der Unterricht sich weitgehend auf den Themenkatalog konzentrieren wird. Die in den Richtlinien nach wie vor geforderte Einbeziehung von Schülern in die Unterrichtsplanung wird eingeschränkt.


Wie können sich Abiturienten und Lehrer auf die veränderten Bedingungen einstellen?
Helga Kübler: Die Lehrkräfte müssen sich bemühen, den Schülern einerseits ein genügend breites Spektrum an grundlegendem Fachwissen und zugleich allgemeine methodische Fähigkeiten zu vermitteln. Angesichts des breiten Themenspektrums wird das auf ein verstärktes Faktenlernen hinauslaufen und weniger Raum für vertiefendes Lernen lassen.

Der Zweitkorrektor wird in Zukunft anonym bleiben. Ist so eine größere Anonymität gewährleistet?
Helga Kübler: Es gab auch in den vergangenen Jahren schon eine Zweitkorrektur durch Lehrkräfte anderer Schulen wie auch in Zukunft teilweise Zweitkorrekturen durch Lehrkräfte der eigenen Schule erfolgen werden. Die bisherige Form der Zweitkorrektur von außen war sinnvoll, weil sich Erst- und Zweitkorrektor bei einem Notendissens miteinander in Verbindung setzen konnten. Dieser Austausch führte zu einer Annäherung der Bewertungsmaßstäbe und war insgesamt ein Gewinn für Lehrkräfte und auch für Prüflinge. Die jetzige Anonymität stellt insofern einen Rückschritt dar. Es gibt keine Objektivität in der Notengebung. Das ist durch zahlreiche wissenschaftliche Studien belegt. Noten sind immer kontextgebunden, das heißt auf die konkrete Lernsituation bezogen.

Artikel vom 23.03.2007