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Drei Schulen droht schrittweise das Aus

Einrichtungen in Bühne, Großeneder und Borgholz sollen in der KGS Borgentreich aufgehen

Von Ralf Benner
Borgentreich (WB). Die Stadt Borgentreich beabsichtigt, die Katholischen Grundschulen (KGS) in Borgholz-Natzungen, Großeneder und Bühne aufzulösen und zu Teilstandorten der KGS Borgentreich in der Kernstadt zu machen. Bereits im Sommer dieses Jahres sollen die drei Einrichtungen ihre Eigenständigkeit verlieren.

Eine entsprechende Empfehlung an den Rat der Stadt gaben die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses in ihrer Sitzung am Dienstagabend einstimmig ab. An die 200 besorgte Eltern und Lehrer verfolgten die öffentliche Sitzung in der Aula der Realschule, in der das Planungsbüro »Komplan« den Schulentwicklungsplan für die Bördestadt vorstellte.
Die demographische Entwicklung verläuft nach Ansicht der Schulplaner in Borgentreich dramatisch und erfordere einschneidende Maßnahmen im Bereich der vier vorhandenen Grundschulen, deren Träger die Stadt ist. Wurden im Jahr 1995 im Stadtgebiet noch 131 Geburten gezählt, so kamen im Jahr 2005 nur noch 70 Kinder zur Welt. Im Zeitraum bis 2011 rechnet »Komplan« mit einem erheblichen Rückgang der Schülerzahlen um 30 Prozent. Drücken im Schuljahr 2006/2007 noch 480 Jungen und Mädchen die Grundschulbank, so werden im Jahr 2010/11 nur noch 340 sein.
Das Planungsbüro kommt zu dem Ergebnis, dass die Fortführung der Einrichtungen in Borgholz-Natzungen und Großeneder ab dem Schuljahr 2008/09 akut gefährdet ist. Sie würden die Mindestgröße für eine einzügig geführte Schule - eine Klasse pro Jahrgang, mindestens 18 Schüler pro Klasse - nicht mehr erreichen.
In Borgholz-Natzungen wird mit einer Reduzierung des Schüleraufkommens um 40 Prozent von 127 (2006/07) auf 74 (2010/11) gerechnet. »Das wäre der stärkste Rückgang im Kreis Höxter«, teilte dazu Schulrat Hermann Schmitz vom Kreisschulamt mit. Die Schule in Großeneder würden im Schuljahr 2010/11 nur noch 61 Schüler besuchen, gegenwärtig sind es 80 Kinder. Ein deutlicher Rückgang um etwa 23 Prozent. An der KGS Bühne sei mittelfristig zwar mit stabilen Schülerzahlen zu rechnen. Der Fortbestand des Schulstandortes sei jedoch nicht gesichert, da auch hier im Schuljahr 2010/11 keine Eingangsklasse mehr gebildet werden könne. Die Einrichtung wird zurzeit von 84 Schülern besucht, für das Jahr 2010/11 wird mit 77 gerechnet.
l In einem ersten Schritt empfiehlt das »Komplan«-Gutachten daher, die vier Schulstandorte auf einen Hauptstandort in der KGS Borgentreich zu reduzieren und die drei Einrichtungen in Bühne, Großeneder und Borgholz-Natzungen zunächst als Teilstandorte fortzuführen. In der Kernstadt könne ohne weiteres eine drei- bis vierzügige Schule ohne räumliche Probleme betrieben werden, so die Schulplaner.
Die organisatorische Zusammenlegung mit einer Schulleitung und einem Kollegium soll schon im Sommer dieses Jahres erfolgen. Das heißt: Anmeldungen für das Schuljahr 2008/09 sind nur noch in der KGS Borgentreich möglich. Darauf verständigten sich auch die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses.
l In einem zweiten Schritt schlägt das Planungsbüro vor, die drei Teilstandorte in Bühne, Borgholz-Natzungen und Großeneder im Rahmen eines »geordneten Rückzuges« schrittweise zu schließen beziehungsweise auslaufen zu lassen. Bereits bestehende Klassen sollen dabei jedoch nicht verlagert werden. Vorgesehen ist vielmehr, vom Schuljahr 2008/09 an zunächst in Großeneder und Borgholz-Natzungen (Bühne soll ein bis zwei Jahre später folgen) keine Einschulungen mehr vorzunehmen beziehungsweise Eingangsklassen zu bilden.
Im Schuljahr 2010/11 bliebe dann nur noch jeweils die Klasse 4 übrig, die - weil der Unterricht in einem ansonsten leeren Schulgebäude pädagogisch nicht sinnvoll wäre - komplett nach Borgentreich verlagert werden könnte. »Ihre Lehrer behalten die Schüler trotz Umzug bei, um ihnen den Übergang zu erleichtern«, sagte Schulrat Hermann Schmitz zu.
Diesen zweiten Schritt, den das Gutachten vorschlägt, wollten CDU und SPD allerdings noch nicht gehen. Nur die Fraktionsgemeinschaft von FDP/CWG sprach sich dafür aus. »Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache, wir müssen jetzt handeln«, sagte Stadtrat Manfred Wegge.
»Ich habe noch die stille Hoffnung, dass wir einzelne Teilstandorte längerfristig erhalten können, warten wir die Entwicklung ab«, erklärte dagegen CDU-Fraktionschef Werner Dürdoth. Seine Fraktion wolle sich daher noch nicht festlegen, ob oder wann mit einem schrittweisen »Auslaufen« von Einrichtungen begonnen werden soll.
Der stv. SPD-Fraktionsvorsitzende Hubertus Eikenberg war es, der wohl die Unsicherheit vieler Ausschussmitglieder in dieser Frage auf den Punkt brachte: »Ich würde mir wünschen, die Eltern könnten uns ein deutliches Zeichen geben, was wir tun sollen.« 

Artikel vom 22.03.2007