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Baskets wollen
den Refs keine
Chance geben

Schmidt längst Paderborns Liebling

Von Elmar Neumann
Paderborn (WV). Nein, diese bittere Niederlage hatten sich die Baskets höchst selbst zuzuschreiben. Die Dragons waren besser, haben verdient gewonnen und doch stand auch in diesem packenden Pokal-Viertelfinale gelegentlich wieder jemand im Mittelpunkt, der aufgrund seiner überschaubaren Körpergröße von nur 170 Zentimetern zwischen Hünen wie Quakenbrücks Darius Hall oder Paderborns Jordan Collins unterzugehen droht -ÊBoris Schmidt.

Der kleine Referee mit den großen Gesten, er wird nicht zur Pfeife greifen, wenn die Paderborn Baskets am heutigen Samstag in Nürnberg antreten (20 Uhr), aber an ihm scheiden sich in der BBL die Geister - auch in Reihen des Aufsteigers. »Eigentlich ist das ein guter Mann«, sagte Dr. Nima Mehrdadi nach dem Pokal-Aus gegen die Artland Dragons. Der Sportdirektor sagte aber auch: »Was ich bei ihm vermisse und auch in diesem Spiel wieder vermisst habe, ist Fingerspitzengefühl in den entscheidenden Situationen. Er hat eine Linie, die er von Anfang bis Ende pfeift, ohne Rücksicht darauf, ob eine Mannschaft mit 30 Punkten führt oder ein paar Sekunden vor dem Ende noch gar nichts entschieden ist.«
Es gibt aber noch einen ganz speziellen Grund dafür, warum der 44-jährige Hamburger auch im Sportzentrum Maspernplatz nur noch mit vielen Pfiffen empfangen wird. Die Baskets-Fans haben dem Aktivensprecher der Bundesliga-Schiedsrichter noch längst nicht verziehen, dass er die Ihren im Heimspiel gegen die Eisbären Bremerhaven um den Sieg in der regulären Spielzeit gebracht hat. Teddy Gipsons Buzzer Beater - 0,6 Sekunde vor Spielende angesetzt - war die Anerkennung versagt geblieben, die Baskets verloren anschließend in der Verlängerung. »Berlin, Köln oder einem anderen etablierten Verein in dieser Liga hätten die Schiedsrichter einen solchen Sieg nicht geklaut«, lautete damals die einhellige Meinung unter den Paderborner Verantwortlichen. Schmidt entgegnete: »In weniger als einer Sekunde ist eine solche Situation nicht regulär auszuführen.« Die BBL bestätigte ihn in ihrer Stellungnahme zur Baskets-Beschwerde: »In einem Zeitraum von 0,5 Sekunden bis zu einer Sekunde wird nur ein Tip-in anerkannt.« Aber nicht immer: Als Quakenbrücks Filiberto Rivera am vergangenen Spieltag gegen Karlsruhe zum Dreier ansetzte, blieben ihm noch ganze 0,86 Sekunden. Der Puertoricaner traf aus der Drehung (!), dieser Buzzer Beater zählte, Quakenbrück rettete sich in die Verlängerung und gewann. Im Gegensatz zu Liga-Frischling Paderborn sind die Artland Dragons seit vier Jahren im deutschen Basketball-Oberhaus vertreten.
Sportdirektor Nima Mehrdadi indes hat es aufgegeben, sich über vermeintliche Ungleichbehandlung offiziell aufzuregen. »Das bringt eh nichts. Wir haben der BBL schon reichlich Post geschickt. Dann wartet man vier bis sechs Wochen auf eine Antwort und weiß mittlerweile schon vorher, was drin steht: Es waren keine Unregelmäßigkeiten zu erkennen.«
So soll auch im samstäglichen Paderborner Auftritt in Nürnberg die sicherste aller Taktiken ihre Anwendung finden. »Am besten ist es, wenn wir den Refs erst gar keine Chance geben, das Zünglein an der Waage zu spielen, sondern die Partie frühzeitig für uns entscheiden«, sagt Mehrdadi. Einen Einsatz von Boris Schmidt müssen die Baskets nicht fürchten. Die Liga achtet in der Regel darauf, einen Schiedsrichter nicht zweimal in Folge auf die selbe Mannschaft anzusetzen.

Artikel vom 24.03.2007