22.03.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

So sollten Sie gar nicht erst losfahren!

Frühjahrsschreck: In die Werkstätten werden Räder in haarsträubendem Zustand gebracht

Von Per Lütje (Text und Fotos)
Löhne-Obernbeck (LZ). Was Ingo Bökamp an Fahrrädern in seine Schrauberhände bekommt, lässt ihn manches Mal die Hände über den Kopf schlagen: poröse Reifen, defekte Bremsen oder verrostete Schaltungen. »Das ist lebensgefährlich«, sagt der Zweiradmechaniker. Dabei ist nicht viel Pflege und Aufwand nötig, um das Rad verkehrssicher durch den Winter zu bringen.
Diese verrosteten Bowdenzüge können bei nächster Gelegenheit reißen und zu einem Unfall führen.
Mit das Schlimmste, was man Fahrrädern während der langen Winterpause antun könne, betont der 43-Jährige, sei Nässe. »Die kriecht durch alle Spalten, lässt Bowdenzüge und Kettenschaltungen rosten. Dann kann eine Bremse so schwergängig werden, dass ein Kind im Falle eines Falles nicht genügend Kraft aufbringen kann«, warnt Bökamp
19,50 Euro verlangt der Zweiradmechaniker, der gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Monika Lünemann den Pedalo-Fahrradhandel an der Ellerbuscher Straße 96 führt, für einen kompletten Frühjahrs-Check. »Schrauben nachziehen, Kette reinigen und ölen sind alles Dinge, die unbedingt gemacht werden müssen, wenn ein Fahrrad längere Zeit nicht bewegt worden ist.«
Ingo Bökamp graut es teilweise, was in seiner Reparaturwerkstatt landet. Vor allem die preiswerten Drahtesel aus den Discount- und Baumärkten sind ihm ein Dorn im Auge. »Die sind zum Teil nur vormontiert und können von einem Laien nicht ohne Weiteres zusammengebaut werden«, sagt er. Und das kann schon Mal böse enden: »Wenn zum Beispiel Bremsen nicht richtig eingestellt sind und versagen, weil sie auf den Reifen greifen und nicht auf die Felge.« Ingo Bökamp hat bereits alles erlebt. Ebenso verhält es sich mit Lampendynamos, die vielfach vernachlässigt würden. »Wenn der nicht sauber eingestellt ist, kann dies ebenfalls zu einem Reifenschaden führen.« Für ein gutes Fahrrad aus dem Fachhandel müsse man etwa 300 Euro veranschlagen. Kinderräder gibt es für 50 Euro weniger. »Im Preis enthalten ist aber auch eine intensive Beratung und eine kostenlose Inspektion nach sechs Wochen.« Auch rät der Zweiradmechaniker dazu, ein Rad zunächst Probe zu fahren, bevor man es kauft.
Für einen Laien sei es schwierig, gute von schlechter Qualität zu unterscheiden. Doch spätestens, wenn die Fahrraddecke Risse hat, sollte auch beim Gelegenheitsfahrer alle Alarmglocken schrillen und er den porösen Gummi schnellstmöglich durch einen neuen ersetzen. »Auch eine saubere und geölte Kette erhöht die Sicherheit und trägt zur Langlebigkeit des Fahrrades bei«, sagt der 43-Jährige. Mittlerweile gibt es Kettenreinigungsgeräte, bei denen man sich nicht einmal mehr die Hände schmutzig macht und die mehrfach anzuwenden sind.
Damit man möglichst lange Freude an seinem Fahrrad hat - egal ob Rennrad, Touren-, Mountain- oder Trekkingrad - empfiehlt Ingo Bökamp nach jeder Ausfahrt, zumindest den gröbsten Schmutz zu entfernen.
»Man muss sein Rad nicht jedesmal waschen oder womöglich noch polieren. Wichtig ist nur, es trocken unterzustellen. Denn Rost ist der allergrößte Feind eines jeden Rades.«

Artikel vom 22.03.2007