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Gegen Senioren keine Chance

SU-Bundesvorsitzender Otto Wulff: »Ältere haben wieder Konjunktur«

Von Wolfgang Braun
Brakel (WB). »Ohne Senioren ist Ýkein StaatÜ zu machen. Denn spätestens im Jahr 2030 ist die Mehrheit der Wahlberechtigten über 60-Jahre«, war einer der Ausgangspunkte eines Vortrags des Bundesvorsitzenden der Seniorenunion, Professor Dr. Otto Wulff.

Wulff sprach gestern Nachmittag in dem Brakeler Restaurant Löseke, begrüßt vom Kreisvorsitzenden der Senioren-Union, August Grone, über den wachsenden Stellenwert der älteren Generation in der Gesellschaft.
Die politische Bedeutung älterer Menschen werde in den nächsten Jahrzehnten noch weiter zunehmen. »Ohne die Senioren oder gar gegen sie ist dann keine Politik mehr möglich«, betonte der 74- jährige ehemalige Direktor der Deutschen Bank und Honorar-Professor für Finanzrecht an der Ruhruniversität. Das bedeute aber auch, dass Seniorinnen und Senioren ihre Verantwortung für die Gesellschaft stärker erkennen müssten. Diese könnten sie aber gut tragen. Denn: »Sie sind psychisch und physisch gewissermaßen zehn Jahres jünger als Gleichaltrige vor 40 Jahre«.
Auch die stereotypen Vorurteile bei Arbeitgebern, ältere Menschen seien inkompetent, würden brüchiger. Allein schon aus konjunkturellen Gründen würden ältere Arbeitnehmer zunehmen interessant. Wulff: »Etwa 1,4, möglicherweise bald zwei Millionen Stellen können nicht besetzt werden, weil qualifizierte Facharbeiter fehlen. Da kommen Senioren zum Zug.«
Aber auch unabhängig von diesen konjunkturbedingten, für ältere Beschäftigte positive Entwicklungen beginne sich auch in Deutschland ein Bewusstsein für den Wert von berufs- und lebenserfahrenen Menschen zu entwickeln. »Neben ihren Qualifikationen im engeren Sinne verfügen Seniorinnen und Senioren über eine hohe soziale Kompetenz und viel Teamfähigkeit«, führte Wulff aus. Jüngere seien leistungsfähiger und effektiver, wenn sie im Team mit Älteren arbeiteten.
Er finde es außerordentlich bedauerlich, dass die Meinung vorherrsche, bei Arbeitnehmern über 55 Jahren lohne sich berufliche Weiterbildung nicht. »Sie lohnt sich sogar noch bei Menschen über 60, weil sich das Berufs-Wissen innerhalb von fünf Jahren erneuert«, setzte er dagegen. Deutschland sei Weltmeister bei Frühpensionierungen. »Die Politik, auf diese Weise die Arbeitslosigkeit zu besiegen, ist gescheitert, dafür wurden aber die Sozial- und Rentenkassen schwer geschädigt«, stellte er fest.
Lediglich 44 Prozent der Menschen zwischen 55 und 65 arbeiteten hierzulande noch - vor einigen Jahre waren es sogar nur 35 Prozent gewesen. In den USA sind es dagegen 68 Prozent, in der Schweiz 72 Prozent und in Norwegen sogar 78 Prozent.
Eindringlich plädiert der 73-Jährige, der 2006 zum 35. Mal das goldene Sportabzeichen erworben hat, dafür, dass sportliche Betätigung zur Vorbeugung von Diabetes oder Herz- und Kreislauferkrankungen wieder einen höheren Stellenwert im Alltag erhalten: »Viele Senioren könnten hier in ihrer näheren Umgebung auch Jüngeren als Vorbilder dienen.«

Artikel vom 22.03.2007