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Der Weiße Ring ist
oft die letzte Hoffnung

Aufmerksam machen am »Tag des Kriminalitätsopfers«

Espelkamp (WB). Was das Land braucht, sind umfassende Reformen. Dies betrifft viele Bereiche, besonders aber das Opferrecht. Darauf weist der Weiße Ring im Altkreis Lübbecke zum »Tag des Kriminalitätsopfers« am heutigen Tage hin.

Das zweite Justizmodernisierungsgesetz ist in wesentlichen Teilen bereits am 31. Dezember 2006 in Kraft getreten. Neben Regelungen zur Verfahrensbeschleunigung sowie gebührenpflichtiger Art wurden insbesondere auch einige Verbesserungen im Opferschutz vorgenommen. Dafür hat der Weiße Ring seit Jahren gekämpft, doch gehen die Veränderungen nicht weit genug. Der »Tag des Kriminalitätsopfers« erinnert an die Situation der durch Kriminalität geschädigten Menschen, die auf Schutz, Hilfe und Solidarität des Gemeinwesens angewiesen sind. Der Weiße Ring stärkt mit diesem Signal das öffentliche Bewusstsein und fordert Politik, Justiz und Verwaltung zum Handeln auf.
Während sich nach einem Verbrechen meist alles auf die Strafverfolgung konzentriert, bleiben die Opfer oft allein. Beratung und Hilfe finden sie jedoch bei den ehrenamtlichen Helfern des Weißen Rings. Jetzt zog der Verein Bilanz. In mehr als 20 Fällen haben die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Weißen Rings im vergangenen Jahr Kriminalitätsopfern aus dem Kreis Minden-Lübbecke geholfen. Denn alleine in den Monaten dieses Jahres registrierte Friedhelm Tegeler, stellvertretender Leiter der Außenstelle Minden-Lübbecke, 18 neue Hilfeersuchen.
183 Mitglieder gehören zurzeit im Kreis Minden-Lübbecke dem Weißen Ring an. Seit Bestehen der Außenstelle Minden-Lübbecke im Jahre 1984 sind im hiesigen Kreis- gebiet insgesamt 538 Opfern Hilfen durch den Weißen Ring gewährt worden. Bei den Opferfällen handelt es sich um Straftaten quer durch das gesamte Strafgesetzbuch. Besondere Betroffenheit ergibt sich bei den ehrenamtlichen Helfern bei Sexualdelikten, wenn auch Kinder betroffen waren. Taten der häuslichen Gewalt häufen sich, wobei schwerste Körperverletzungen oftmals die Folge sind. Auch der Handtaschenraub hat im vergangenen Jahr nicht nachgelassen, so dass auch hier wieder Opfer zu beklagen waren. Dabei sind besonders ältere Damen betroffen, die oftmals danach nicht wissen, wie sie mit ihrer geringen Rente den Rest des Monats bestreiten sollen. Im Rahmen von schnellen unbürokratischen Sofortmaßnahmen konnte der Weiße Ring auch hier helfen, so Tegeler.
Der Weiße Ring hat verschiedene Gesetze durch wirkungsvolle Lobbyarbeit auf den Weg gebracht hat. Dabei wäre unter anderem das erst kürzlich verabschiedete Stalking-Gesetz zu nennen. Eine Änderung der Verjährungsfristen bei Straftaten die dem Opfer vor seinem 18. Lebensjahr zugefügt worden sind, wurde dahingehend geändert, dass sie bis zehn Jahre nach Eintritt des 18. Lebensjahr noch verfolgt werden können.
l Kontakt: 0 18 03 / 34 34 34

Artikel vom 22.03.2007