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Padersprinter schickt Busfahrer ins Schlaflabor

Unternehmen sagt Sekundenschlaf den Kampf an - Screening soll Unfälle verhindern

Von Hubertus Hartmann (Text)
und Wolfram Brucks (Foto)
Paderborn (WV). Jeder vierte tödliche Unfall auf deutschen Autobahnen ist die Folge eines Sekundenschlafs. Das Paderborner Nahverkehrsunternehmen schickt seine Busfahrer deshalb ins Schlaflabor.

Die statistische Erhebung beruht auf einer Untersuchung des Verbandes der Schadensversicherer. Dr. Wilfried Böhning, Chef des Schlaflabors in der Bad Lippspringer Karl-Hansen-Klinik, beschäftigt sich seit Jahren mit dem Phänomen des »kurzzeitigen Unaufmerksamkeitsdefizits«, wie der Sekundenschlaf definiert wird. Dessen Ursache ist das Schlafapnoesyndrom. Sechs bis acht Prozent der Bundesbürger leiden laut Böhning unter Schlafstörungen durch Atemaussetzer. »Wer nachts ständig schlecht schläft, ist tagsüber natürlich dauermüde und kann jeden Moment vom Sekundenschlaf überfallen werden«, weiß Böhning.
Was bei Berufskraftfahrern und Menschen mit Steuerungstätigkeiten verheerende Folgen haben kann. Fast alle Extrem-Katastrophen wie Tschernobyl oder Exxon Valdez seien durch Übermüdung ausgelöst worden.
Damit die 13 Millionen Fahrgäste, die die Paderborner Linienbusse jedes Jahr befördern, sicher sind, bietet das Unternehmen seinen 108 Busfahrern an, sich freiwillig untersuchen zu lassen, ob sie an einer Schlafapnoe leiden. Die Fahrerlaubnis sei auf keinen Fall gefährdet, »weil die Krankheit zu 100 Prozent heilbar ist«, versichert Böhning. Laut Betriebsleiter Peter Bronnenberg haben sich bislang 20 Fahrer zu dem Test bereit erklärt. Zwingen kann der Arbeitgeber seine Mitarbeiter nicht. Aber auch der Betriebsrat unterstützt die Aktion.
Die Screening-Untersuchung ist ganz einfach: Der Patient bekommt ein Gerät in der Größe einer Taucheruhr mit nach Hause. Es misst über Nacht Atmung und Puls sowie Häufigkeit und Dauer von Atemaussetzern. Der Gesetzgeber überlegt bereits, solche Untersuchungen für bestimmte Berufsgruppen zur Pflicht zu machen.

Artikel vom 22.03.2007