21.03.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Wie ein vierblättriges Kleeblatt

Heute ist Welt-Down-Syndrom-Tag - Fynn Milenkovic kam mit Trisomie 21 auf die Welt

Von Karin Koteras-Pietsch
(Text und Foto)
Herford (HK). »Ich war eigentlich nur froh, dass mein Kind lebt«, erinnert sich Katja Milenkovic an die Stunden nach der Geburt ihres Sohnes Fynn. Die Schwangerschaft war unauffällig verlaufen. Bei der Geburt traten jedoch Komplikationen auf. Per Notfallkaiserschnitt kam der heute 14 Monate alte Junge mit dem Down-Syndrom - auch Trisomie 21 genannt -Êzur Welt.

Die junge Mutter konnte ihr Kind nicht gleich nach der Geburt sehen. Fynn musste zur Beobachtung in die Kinderklinik gebracht werden. Als Katja Milenkovic aus der Narkose aufgewacht war, teilte ihr Freund ihr mit, dass der gemeinsame Sohn das Down-Syndrom habe. »Er lebte, nur das zählte für mich. Viel Zeit zum Nachdenken hatte ich ohnehin nicht«, antwortet die 26-Jährige auf die Frage nach ihren ersten Gedanken. Schließlich habe es ohnehin nur zwei Möglichkeiten gegeben: »Entweder ich stecke den Kopf in den Sand oder ich tue etwas für mein Kind.« Katja Milenkovic entschied sich für die zweite Möglichkeit.
Sie nahm Kontakt zur Elterngruppe Down-Syndrom der Lebenshilfe in Herford auf. Für die junge Frau eine wichtige Anlaufstelle. Die Lebenshilfe bietet Frühförderung an, außerdem kann die junge Mutter dort mit einer Familientherapeutin ihre Situation aufarbeiten.
Jeden dritten Mittwoch im Monat - so auch heute am Welt-Down-Syndrom-Tag - kommen Eltern mit ihren behinderten Kindern im Kindergarten in der Glumke zusammen. Während die Kinder spielen, steht für die Eltern vor allem der Austausch im Vordergrund. Für alle Eltern von Kinder mit Down-Syndrom, so erzählt Katja Milenkovic, sei der ständige Kampf um Fördermittel zum Beispiel für Krankengymnastik Alltag. Überhaupt gestalte sich das tägliche Leben mit einem behinderten Kind anders. Im ersten Jahr hätten Krankengymnastik sowie Termine in der Herzklinik, beim Kinderarzt, Orthopäden oder Augenarzt das tägliche Leben bestimmt. »Alles muss kontrolliert werden. Bei Fynn war dies eine Art Ausschlussdiagnostik. Er ist körperlich gesund«, erzählt die junge Mutter.
In der Elterngruppe fühlt Katja Milenkovic sich wohl. »Dort muss ich nichts erklären«, sagt sie. »Die anderen kennen ja die Probleme und wir verstehen einander.« Eine Gruppe, in der sich nur Eltern mit nichtbehinderten Kindern treffen, wäre nicht das Richtige für sie. »Themen wie ÝWas isst mein Kind am liebsten?Ü oder ÝWomit spielt mein Kind am liebsten?Ü stehen für mich nicht an erster Stelle. Ich muss mir eher Gedanken über die Gesundheit und die Förderung meines Kindes machen.«
In »ihrer« Elterngruppe sei einer für den anderen da. Eine Telefonkette vermittle ein Stück Sicherheit. Wann immer jemand einen Rat braucht, versuchen andere Eltern aus der Gruppe zu helfen.
Stets aufs Neue kämpfen muss Katja Milenkovic auch mit Vorurteilen. »Es ist unfair, wenn Menschen Vorurteile haben, ohne sich mit der Thematik auseinander zu setzen«, sagt die Herforderin. Sie würde sich wünschen, dass die Menschen unbefangen auf sie zukommen und sie mal ansprechen, zum Beispiel einfach fragen, wie es dem Kind geht oder was das Down-Syndrom eigentlich ist.
Auch wenn der Alltag mit einem Kind mit Down-Syndrom nicht immer ganz leicht ist, Katja Milenkovic ist glücklich, dass sie Fynn hat, und möchte keine Stunde mit ihm missen. »Unsere Kinder sind wie vierblättrige Kleeblätter - genauso selten und sie bringen Glück«, sagt sie. Allen Eltern von Kindern mit Down-Syndrom möchten die Herforderin und ihre Mitstreiter Mut machen und laden sie zu einem der nächsten Treffen in den Kindergarten in der Glumke ein. Die Zusammenkünfte beginnen jeweils um 16 Uhr.

Artikel vom 21.03.2007