22.03.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Um Mord und Moral

Soderbergh-Film im Stil der alten Klassiker

Mit dem Film »The Good German« versucht sich Regisseur Steven Soderbergh an einem gefühlsbetonten Thriller im Stil von Kino-Klassikern.

Der unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkrieges im zerbombten Berlin spielende Krimi um Nazi-Verbrecher, Nazi-Opfer und Nazi-Jäger lockt mit Stars wie Cate Blanchett und George Clooney in den Hauptrollen.
Blanchett verkörpert eine deutsche Jüdin, die ein düsteres Geheimnis belastet. Das zerstört schließlich auch die Liebe zu einem von Clooney gespielten US-Journalisten. Am Ende stehen sich die beiden, wie einst Ingrid Bergman und Humphrey Bogart in »Casablanca«, auf einem Flughafen gegenüber, ein Happy End erscheint undenkbar.
Soderberghs in Schwarz-Weiß gedrehtes Werk voller historischer Dokumentaraufnahmen bietet einen langatmigen Mix aus Sentimentalität und Klischees des beginnenden Kalten Krieges in der Vier-Sektoren-Stadt Berlin. Die vor dem Hintergrund der Potsdamer Konferenz angesiedelte Story um Mord, Menschenschmuggel und Moral ist einerseits zu unübersichtlich, andererseits zu manieriert inszeniert, als dass sie fesseln könnte.
Daran ändert auch das unzweifelhafte Können der Stars Cate Blanchett und George Clooney nichts. Soderbergh hatte sie aufgefordert, wie er bei den Internationalen Filmfestspielen 2007 in Berlin sagte, »ganz äußerlich, sehr groß zu spielen«. Sie haben sich daran gehalten und wirken überwiegend hölzern, grob, angestrengt. Überzeugende Figuren können sie dabei nicht entwickeln.
»Die Filmstars der vierziger Jahre spielten alle nur äußerlich und überzogen«, verteidigt sich Soderbergh. Nach Ansicht von Kritikerin verdankte Ingrid Bergman ihren Erfolg aber gerade der Tatsache, dass sie eine damals neue Natürlichkeit auf die Leinwand brachte. Gefragt, warum er den Film überhaupt im Stil des alten Hollywood inszeniert habe, antwortete der Regisseur: »Ich finde das reizvoll und für die Geschichte genau richtig.« Cineplex

Artikel vom 22.03.2007