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27 Millionen Zigaretten
kamen aus der Ukraine

Schmuggler legten überraschend ein Geständnis ab

Von Hubertus Hartmann
Kreis Paderborn (WV). Blauer Dunst zu Schwarzmarktpreisen - wäre all der Zigarettenrauch, der zwischen Warburg und Wanne-Eickel aufsteigt, ordnungsgemäß versteuert, ginge es den Staatsfinanzen erheblich besser.

Nach Feststellungen der Zollfahndung sind allein im vergangenen Jahr mehr als 40 Millionen unverzollte Zigaretten nach Westfalen gelangt. Rund 27 Millionen Glimmstängel - Steuerschaden 3,7 Millionen Euro - gehen laut Anklage auf das Konto eines Quartetts, das sich zurzeit vor dem Landgericht Paderborn verantworten muss. 135 392 Stangen der Marke »L & M« sollen die vier Angeklagten per Lkw, unter Granulatladungen versteckt, zwischen Februar und September 2006 nach Deutschland geschmuggelt haben. »Aber das ist wohl nur die Spitze des Eisbergs«, glaubt Oberstaatsanwalt Peter Wedderwille. Das weit verzweigte Vertriebsnetz habe bis ins kleinste Dort gereicht.
30 000 Stangen konnte das Zollfahndungsamt Frankfurt auf der A 33 bei Borchen abfangen und nach umfangreicher Observation und Telefonüberwachung im Herbst auch die vier Angeklagten festnehmen. Drei von ihnen legten gestern überraschend ein Geständnis ab, nachdem ihnen der Vorsitzende Richter Bernd Emminghaus als Gegenleistung vergleichsweise milde Strafen angeboten hatte.
Organisator und Chef des Inlandvertriebs war demnach der 36-jährige Slabomir K., ein Postmitarbeiter aus Ahlen. Er bestellte die Waren bei seinem polnischen Kontaktmann Jerzy R. (53) und verkaufte die »Schmuggelkippen« für 14,50 Euro pro Stange an drei deutsche Zwischenhändler weiter. »Die haben jeder bis zu 6000 Stangen monatlich abgenommen«, sagte K. Jerzy R. bekam die heiße Ware nach eigenen Angaben von einem Ukrainer namens »Sergeji« und will an jeder Stange nur 20 bis 30 Cent verdient haben. Die Lkw-Transporte begleitete er stets persönlich in seinem Privatwagen. Manchmal war auch sein Sohn Radoslaw (29) mit von der Partie.
Bislang ungeklärt ist die Rolle des vierten Angeklagten. Marcin R. (29) ist Spediteur. Ihm gehörte der für die Schmuggelfahrten eigens präparierte Lastzug. »Den hatte ich an einen Unbekannten vermietet«, behauptet er. »Ich habe mit der Sache nichts zu tun.«
Der Prozess geht weiter.
Ein anderer Schwarzhändler aus Bad Lippspringe, der seine insgesamt ca. 15 Millionen Schmuggelzigaretten in einer ehemaligen Sargfabrik in Alfen gelagert hatte, war unlängst vom Landgericht zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden.

Artikel vom 21.03.2007