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Junge Tenöre großartig bei Stimme

Begeistertes Publikum in der Immanuelkirche fordert mehrere Zugaben

Von Matthias Lippold
(Text und Fotos)
Pr. Ströhen (WB). »Es steht ein musikalisches Erlebnis bevor«, kündigte Pfarrer Roland Mettenbrink das KUL-TÜR-Konzert der »Jungen Tenöre« in der Immanuelkirche in Pr. Ströhen an. Diese Veranstaltung bildete den Auftakt zum 150-jährigen Jubiläum des Gotteshauses.

Es zeigte sich bereits nach wenigen Minuten, dass der »Gastgeber« Recht behalten sollte. Ein Tenor allein ist schon ein akustisches Ereignis, aber wenn das melancholische und vom Gefühl des Abschieds beseelte »Ave verum corpus« von Mozart von der Stimmgewalt gleich dreier Tenöre, nämlich Hubert Schmid, Ilja Martin und Hans Hitzeroth, vorgetragen wird, war das für die Zuhörer in der Tat ein Ereignis, dem sie sich nicht entziehen konnten. Schwer wog die tiefe, dunkle aber an Klarheit und Deutlichkeit nicht zu vermissende Stimme Schmids, bevor der helle Klang eines Saxophons langsam emporschwebte, mit dem Stefan Reisen ein gefühlvolles Solo einstreute.
»Wir werden ganz ohne Mikrophon oder elektrischen Verstärker heute Abend singen, ohne Netz und doppelten Boden«, versprach bereits zu Beginn Hitzeroth Wenn die »Jungen Tenöre« nicht gerade gemeinsam harmonierten wie bei »Domine Deus« von Rossini, in dem beide Stimmen nicht, »wie bei Tenören üblich gegeneinander singen«, sich kunstvoll übereinander legten und einander in immer weitere Höhen trieben, um Gott zu preisen, dann überzeugte jeder der Drei auch als Solist.
Ilja Martin trug die erste Arie aus Händels »Messias« mit Passion und aggressiver Emotionalität vor. Hitzeroth hatte sich indes aus dem Werk Francesco Durantes mit »Danza, Danza, Fanciualla« eine 300 Jahre alte Melodie herausgesucht, bei dem es, wie er ins Publikum flüsterte, »um Fleischeslust« gehe.
Zweifelsohne hatten die Tenöre auch Unterhaltungswert. Um ihre CD-Verkäufe zu steigern, versuchen sie angeblich eine Audienz beim Papst zu bekommen. »Und deshalb hören sie jetzt vier Ave Maria«.
Doch das Besondere an der Vorstellung der »Jungen Tenöre« war, dass musikalische Grenzen gelöst und musikalische Orthodoxie abgelehnt wird. Genres wie Klassik und der Jazz der 40- oder 50-Jahre verschwammen miteinander.
»Wir werden auch den ein oder anderen Schlenker unternehmen, weil die musikalisch besonders interessant sind«, kündigte Hitzeroth an.
Eine Kostprobe gaben die Instrumentalisten, Florian Schäfer, Karsten Gnettnern am Bass sowie Saxophonist und Klarinettist Stefan Reisen, die den ganzen Abend die Tenöre auf hohem Niveau begleiteten.
Als Hitzeroth, Martin und Schmid bei »Go down, Moses« temperamentvoll und energisch sich auch einem Gospel mehr als gewachsen zeigten, rissen sie die Zuhörer mit, die auch begeistert bei »Swing down, swing Chariot« oder »Down by the Riverside« applaudierten. Die Tenöre mussten für mehrere Zugaben zurück auf die Bühne.

Artikel vom 20.03.2007