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Das Gefühl für Siege fehlt

Birkir Gudmundsson kann es nicht fassen. Niedergeschlagenheit bei allen TuS-Spielern.Branko Kokir fehlte im TuS-Angriff an allen Ecken und Enden. Ob er morgen gegen Kiel spielt, ist noch offen.

Kljaic' Heilmittel: Durch Freundschaftsspiele in die Spur zurückfinden

Von Volker Krusche
Lübbecke (WB). Es war die gnadenbringende Weihnachtszeit, die Handball-Bundesligist TuS N-Lübbecke letztmalig jubeln ließ. Einen Tag vor und einen nach dem Fest der Liebe lagen sich die heimischen Profis in den Armen. Die Wende zum Guten schien gelungen. Schien, wohlgemerkt, denn inzwischen sieht die (Handball-)Welt am Wiehen ganz anders aus.

Von Siegen sind die Lübbecker nach inzwischen 0:14 Punkten in Folge meilenweit entfernt. Und das Warten auf das erste Erfolgserlebnis dürfte auch noch einige Zeit in Anspruch nehmen. »Realistisch gesehen ist gegen Kiel sowie in Gummersbach und Lemgo nichts zu holen«, bleibt Trainer Velimir Kljaic auf dem Teppich. Nichts zu holen? Falsch! Die Mannschaft kann nämlich gerade in diesen Partien, in denen sie nur krasser Außenseiter ist, endlich mal wieder befreit aufspielen. Klar, alles andere als 0:6-Punkte wären eine handfeste Überraschung, doch darum geht es nicht. »Wir haben jetzt die Möglichkeit, frei aufzuspielen. Niemand erwartet etwas von uns, also ist der Druck in diesen Partien bei weitem nicht mehr so groß wie noch am Samstag. Man hat gegen Kronau deutlich die Verkrampfung gespürt. Die gilt es jetzt zu lösen.«
Erster (eventuell) schlagbarer Gegner ist in fünf Wochen Altmeister FrischAuf Göppingen. Ein Spiel, das trotz der Stärke des Gastes unbedingt gewonnen werden muss. Denn ansonsten bietet sich die erste Siegchance wohl erst in sage und schreibe acht Wochen, wenn es nach Balingen geht. Anschließend folgen dann noch die Schlüsselspiele gegen Minden, in Düsseldorf und gegen Hildesheim.
Auch Kljaic weiß, was die Turmuhr in Lübbecke geschlagen hat. Erst recht nach dem Heimpleite von Eintracht Hildesheim gegen die HSG Düsseldorf. Wieder ein Gegner aus dem Rennen?! »Der Düsseldorfer Sieg macht unsere Aufgabe nicht leichter. Jetzt ist es wohl realistisch, wenn wir die Relegation als Ziel ausgeben. Nur mit viel Glück schaffen wir noch Platz 15.«
Er selbst habe in seiner langen Laufbahn keine ähnliche Situation erlebt wie am Samstag in der Kreissporthalle. Er selbst wollte unverzüglich sein Amt zur Verfügung stellen, wenn es von den Verantwortlichen gewünscht worden wäre. Wurde es aber nicht. Vielmehr nahm Armin Gauselmann als Vertreter des Wirtschaftsbeirats jeden Spieler am Tag nach der Blamage persönlich in die Pflicht. Mit jedem wurde gesprochen, um der leblosen Mannschaft wieder etwas Atem einzuhauchen.
»Ich musste nach diesem Schock erst mal eine Nacht drüber schlafen. Dann habe ich das Ganze auch mit etwas anderen Augen gesehen. Bei dem einen Team lief alles, beim anderen nichts. Das war wie beim Spiel Lemgo gegen Flensburg, als bei den Flensburgern nach der Pause überhaupt nichts mehr klappte.« Ganz so einfach will es sich der 61-Jährige aber nicht machen. »Ich werde jetzt verstärkter auf Situationstraining setzen.« Heißt: Die Spieler müssen noch bewusster arbeiten. »Wir müssen einfach eine höhere Quote des Trainings im Spiel umsetzen. 70 bis 80 Prozent der Trainingsleistung hätten am Samstag womöglich schon gereicht! Aber bei einigen Spielern klafft eine riesige Lücke zwischen Trainings- und Spielleistung.«
Wichtig sei, dass Branko Kokir wieder ins Team zurückkehren würde. »Ob es gegen Kiel schon reicht, weiß ich nicht. Aber er ist ein wichtiger Mannschaftsspieler, auf den wir nicht verzichten können.«
Velimir Kljaic setzt jetzt aber noch auf ein besonderes Rezept. Drei Freundschaftsspiele werden vereinbart. Gegner sind der Wilhelmshavener HV, ein Zweit- und ein Regionalligist. Kljaic' Hintergrund: »Die Spieler müssen mal wieder ein Spiel gewinnen, müssen das Gefühl des Sieges spüren.« Danach würde eine weitere Blockade fallen. »Ich glaube an die Mannschaft. Noch ist alles machbar. Wir müssen einfach nur Handball spielen. Dann werden wir auch wieder erfolgreich sein.«

Artikel vom 20.03.2007