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Das Bild wird zum Streitfall

Eine gelungene Aufführung des Stückes »Kunst«

Espelkamp (wbh). Ein Mann, der aus sich heraus kommt, voll Zorn und Wut; ein Mann, der immer wieder in sich hineinkehrt -Êweint, grübelt und zweifelt; und ein Mann, der scheinbar Schuld an alle dem hat: Serge.

Denn Serge, dargestellt von Richard Saringer, kaufte sich ein Bild für 200 000 Franc - damit nicht genug, denn dieses Bild ist weiß. Abgesehen von ein paar Nuancen in Dunkelweiß und Hellweiß. Das Interregionale Theater Salzburg präsentierte am Samstagabend im Neuen Espelkamper Theater das Stück »Kunst« von Yasmina Reza.
Was für Serge das Faszinierende ist, stellt für die anderen ein Schock dar: Die Freundschaft wird auf eine harte Probe gestellt. Besonders Freund Marc (Edmund Jäger), der derzeit ohnehin mit Homöopathie seine seelischen Verstimmungen unter Kontrolle zu halten versucht, leidet und auch Freund Yvan (Klaus Ortner), der dauernd zweifelnde und stets tolerante Kerl, dem eigentlich immer alles egal ist, weil er sich nicht traut, Meinung zu beziehen, stellt das Kunstwerk auf eine Zerreißprobe. Während Serge und Marc bis zuletzt ihre jeweilige Auffassung von »Kunst« verteidigen, schwankt Yvan ohne eigene Meinung, zwischen den Positionen der beiden anderen und wird zum eigentlichen Buhmann der Szenerie.
Für den Besucher des Theaters war es ein Erlebnis mit an zu sehen, wie drei gestandene Männer sich gegenseitig den Schwarzen Peter zuschieben und dabei scheinbar manches Mal vergessen, wer und was sie sind - nämlich Freunde.
Doch diese Freundschaft scheint, je weiter dieses Stück fortschreitet, nicht halten zu können. Während Marc immer wieder betont, dass Serge nicht normal sein kann, sich für »20 Riesen ein weißes Bild zu kaufen«, wird die Stimmung immer provokativer und gereizter. Marc rastet förmlich aus und dabei kommt die gute schauspielerische Leistung des Darstellers besonders zur Geltung. Trickreich hingegen reagiert Serge, der bis zuletzt seinen weißen Schatz verteidigt - auch mit Argumenten, die unterhalb der Gürtellinie liegen, wenn man bedenkt, dass er mit einer Boshaftigkeit über Marcs Frau Paula redet, die eigentlich mit der ganzen Situation nichts zu tun hat. Schließlich stehen an diesem Abend nur drei Männer auf der Bühne. Was kurz vor dem Verfall steht, wird am Ende dennoch gut: Mit blauem Filzstift - natürlich abwaschbar - lässt Serge seinen Freund Marc einen Skifahrer auf das Bild malen - bei ein paar Oliven können sie dann schließlich nach 90 Minuten Theaterspielzeit das erste Mal wieder gemeinsam lachen.
Das Trio des Interregionalen Theaters Salzburg schaffte eines immer wieder: Das Publikum zum Lachen zu bringen. Kunst hin oder her -Êdie ist ohnehin Geschmacksache -Êein unterhaltsamer Abend war diese »Kunst« aber allemal.

Artikel vom 21.03.2007