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Vom Kunstschmied zum Edelstahlvirtuosen

Udo Spieker sieht sich als Allrounder und setzt auf Individualität und handwerkliches Können

Von Hubertus Hartmann
»Wir sind so 'ne Art Gemischtwarenladen«, bringt Udo Spieker das Profil seines Unternehmens auf eine griffige Formel. »Bau- und Kunstschlosserei seit 1873, Stahl- und Leichtmetallbau«, verheißt der Schriftzug an seinem Wohn- und Bürohaus mit angrenzender Werkstatt.

»Aber von Kunstschmiedearbeiten sind wir lange weg«, sagt Spieker. »Die sind nicht mehr gefragt und kaum noch bezahlbar.« Der Trend gehe heute zu Edelstahl. Aus diesem hochwertigen Material baut die Paderborner Firma Treppen- und Balkongeländer, Vordächer und anderes. »Auch komplette Vorsatzbalkone und Wintergärten haben wir im Repertoire«, berichtet der 60-jährige Unternehmer.
Er führt den Betrieb bereits in vierter Generation und freut sich, dass seine Nachfolge ebenfalls geregelt ist. Sein jüngster Sohn Sebastian (19) absolviert zurzeit beim Vater die Ausbildung zum Metallbauer, macht im Sommer seine Gesellenprüfung und will dann schnellst möglich die Meisterschule anschließen, um bald die Firma zu übernehmen.
Eine Firma, die sich im Gegensatz zu vielen Wettbewerbern nicht auf ein Produkt spezialisiert hat. »Wir sind Allrounder geblieben und liefern handwerkliche Maßarbeit«, betont Udo Spieker nicht ohne Stolz. Die selbst ernannten Alu-Spezialisten müssten angesichts der gewaltigen Überkapazitäten heute zu Dumpingpreisen arbeiten.
Am liebsten fertigt Spieker für Privatkunden. »Die sind zuverlässig und zahlen sofort, da haben wir noch nie Schwierigkeiten gehabt«, kann er sich einen Seitenhieb auf öffentliche Auftraggeber nicht verkneifen. Die Behörden ließen sich mit der Überweisung oft sechs Wochen Zeit, verlangten fünf Jahre Gewährleistung und fünf Prozent Sicherheit per Bankbürgschaft. »Das geht an die Kreditlinie«, erklärt die kühl kalkulierende Kauf- und Ehefrau Marietheres. Die 48-Jährige kümmert sich um das Büro. »Das ist mindestens genau so wichtig wie die Werkstatt«, weiß Udo Spieker die Arbeit seiner besseren Hälfte wohl zu würdigen.
In der Werkstatt kann sich der Chef auf seine insgesamt acht Mitarbeiter, darunter zwei Auszubildende, verlassen. Der Aktionsradius der Firma Spieker reicht vom Rheinland bis an die polnische Grenze. »Unsere überdurchschnittliche handwerkliche Qualität spricht sich herum«, meint Udo Spieker.

Artikel vom 24.03.2007