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Erna Rothardt
vom Schicksal
nicht verwöhnt

100-jährige Levernerin erinnert sich

Levern (WB). Ein besonderer Festtag wird heute im Seniorenwohnsitz »Stiftsort Levern« (Familie Langer) gefeiert. Bewohnerin Erna Rothardt, geb. Pohl, begeht ihren 100. Geburtstag.

Am Nachmittag findet im Heim die Geburtstagskaffeetafel statt, zu der auch der Posaunenchor Levern kommt, um die Jubilarin mit Liedern zu erfreuen.
Die ersten Gäste, von der Gemeinde, dem Kreis und der Kirchengemeinde, kommen bereits am Vormittag, um Erna Rothardt zu gratulieren und ihr für das weitere Leben alles Gute zu wünschen. Gratulieren wird auch der Sozialverband Levern, dessen ältestes Mitglied die Jubilarin ist.
Hinter Erna Rothardt liegt ein schicksalsschweres Leben. In Schweidnitz in Schlesien wurde sie am 20. März 1907 geboren. 1913 zog sie mit ihrer Familie ins Ruhrgebiet nach Gelsenkirchen-Heßler, wo der Vater als Bergmann Arbeit und Brot gefunden hatte. Dort besuchte die Jubilarin auch die Schule, danach zur weiteren Fortbildung eine Handelsschule und ließ sich in einer Rechtsanwaltkanzlei als Bürogehilfin ausbilden.
Am 8. November 1925 heiratete sie den Bergmann Ernst Rothardt, der genau 19 Jahre später bei einem Betriebsunfall in der Grube im Alter von 41 Jahren ums Leben kam. Die Jubilarin blieb allein mit ihren drei Kindern zurück.
Sohn Heinz war bereits Soldat, die Tochter Hannelore war im Alter von acht Jahren wegen der zunehmenden Bombenangriffe auf das Ruhrgebiet nach Twiehausen evakuiert worden. Sohn Helmut lebte mit der Mutter zusammen in der Wohnung, die acht Tage nach dem Tod von Ernst Rothardt durch Bomben in Schutt und Asche gelegt wurde. Erna Rothardt und ihr Sohn überlebten den Angriff in einem Stollen, der als Luftschutzbunker diente, doch all ihr Hab und Gut ging verloren.
Die Jubilarin und ihr Sohn wurden ebenfalls evakuiert und kamen nach Twiehausen, wo sich ja schon ihre Tochter befand. Auf dem Anwesen Tiemann erhielten sie eine Wohnung. Später wohnte die Jubilarin mit ihren Kindern bei Buschmann und schließlich 20 Jahre lang auf dem Anwesen Brzoska. 1982 zog Erna Rothardt dann nach Levern. In ihrer Wohnung an der Leverner Straße Nr. 49 feierte sie auch vor zehn Jahren ihren 90.Geburtstag.
Sohn Heinz war mit Wilhelmine Lange in Twiehausen verheiratet. Er verstarb am 27. Februar 1981. Sohn Helmut heiratet Luise Wutt ke und wohnt mit seiner Familie in Levern, Am Westerfeld. Tochter Hannelore heiratete Günter Duffe aus Fiestel, der vor 14 Jahren verstorben ist.
Sechs Enkelkinder und fünf Urenkelkinder, Mario, Bastian, Marcel, Manuel und Jemez-Lee sowie eine Ur-Urenkelin, die mit ihren Eltern in Göttingen lebt, gehören zu den weiteren Nachkommen von Erna Rothardt. Sie werden ihr zu ihrem heutigen Jahrhundert-Geburtstag ebenfalls die herzlichsten Glückwünsche übermitteln.
Gesundheitlich haben sich bei der Jubilarin mit dem Älterwerden einige Probleme eingestellt, so dass sie sich nach einem Krankenhausaufenthalt im August letzten Jahres entschloss, ins Seniorenheim »Stiftsort Levern« zu gehen. Hier fühlt sich Erna Rothardt gut aufgehoben. Fast täglich erhält sie von ihren Angehörigen, die in der Nähe wohnen, Besuch.

Artikel vom 20.03.2007