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Schlesischer Brauch wird seit 1949 gepflegt

Mitglieder der Sennestädter Ortsgruppe des Vertriebenen-Bundes locken den Frühling

Manfred Endrees (Kreisgruppen-Vorsitzender der Landsmannschaften Nieder- und Oberschlesiens), Brunhilde Wiedemann (Vorsitzende der Kreisvereinigung Ostdeutscher Landsmannschaften) und Eckehard Tschacher vom Bund der Vertriebenen (v. l.) begingen das traditionelle schlesische Sommersingen im Forum des Hans-Ehrenberg-Gymnasiums.

Sennestadt (mdm). Mit bunten »Sommerstecken« aus Papier und traditionellen Tänzen haben die zahlreichen Mitglieder des Bundes der Vertriebenen beim Sommersingen der Ortsgruppe Sennestadt im Forum des Hans-Ehrenberg-Gymnasiums versucht, den Frühling herbeizulocken.
Ursprünglich komme der Brauch des »Sommersingens« aus Thüringen und Franken. Im Zuge von Völkerwanderungen, bedingt durch den 30-jährigen Krieg im 17. Jahrhundert, sei dieser schließlich nach Schlesien gekommen, erklärte der Vorsitzende Eckehard Tschacher.
Heute werde es vor allem im thüringischen Eisenach noch immer in großem Ausmaß zelebriert. »Mit den vielen geschmückten Pferdewagen sieht es dort dann schon fast nach Karneval aus«, sagte Tschacher.
In seinem Wesen entspreche das »Sommersingen« allerdings eher dem Martin-Luther-Singen. Die Kinder seien früher drei Wochen vor Ostern mit den selbstgemachten »Sommerstecken« und Leinenbeuteln singend von Haus zu Haus gegegangen, um den Winter zu vertreiben. »Als Belohnung gab es dann Brezeln oder auch Geld«, sagte Tschacher.
In Bielefeld lassen die Schlesier diese Tradition seit 1948 wieder aufleben. Nicht von Haus zu Haus ziehend, sondern in der Gemeinschaft singt man hier nun zusammen die aus der Kindheit bekannten Lieder und lässt Erinnerungen aufleben. »Solange wir noch gesund sind und die Energie dazu haben, wollen wir dieses Brauchtum weiterhin pflegen«, sagte der gebürtige Schlesier Tschacher. Dass die Jugend kaum noch Interesse an diesen Traditionen habe, bedauerte er sehr.
Das Brauchtum aufgeben will in der Ortsgruppe Sennestadt niemand. »Ich danke ihnen, dass sie es jedes Jahr wieder fertigbringen, dieses Fest auf die Beine zu stellen«, sagte Brunhilde Wiedemann vom Kreisverband zu den Sennestädter Mitgliedern.
Der Folklorekreis aus Gütersloh sorgte mit seinen Trachten, Tänzen und Liedern für einen farbenfrohen und unterhaltsamen Sonntagnachmittag.

Artikel vom 21.03.2007