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Mehr Einnahmen, keine Punkte

Kein Heimvorteil in Halle: zwei Niederlagen im Gerry-Weber-Stadion

Von Peter Klute
Halle (WV). Die finanzielle Bilanz stimmte zufrieden. 4500 Besucher im Dezember gegen Bonn, 5100 am Samstag gegen Berlin. Das Gerry-Weber-Stadion (Fassungsvermögen 11000) war zwar bei den beiden Gastspielen der Paderborn Baskets nicht einmal zur Hälfte gefüllt, dennoch: Basketball-Veranstaltungen in dieser Größenordnung hat es in Ostwestfalen-Lippe zuvor noch nicht gegeben.

Dazu wurde die Partie zur besten Fernsehzeit live bei Premiere übertragen. Das freut den Verein und vor allem die Sponsoren. Obwohl mehr Plätze frei als besetzt waren, sprach Marketing-Manager Björn Pielsticker von einem gelungenen Startschuss: »Die Geschichte muss wachsen, aber es ist uns schon jetzt gelungen, die Atmosphäre aus der Maspernhölle mit rüber zu nehmen.« Die Fans nehmen die fremde Spielstätte an, das beweisen diese Zahlen: Gegen Bonn reichten neun Fanbusse, gegen Berlin mussten es schon 13 sein, um dem Andrang gerecht zu werden. Außerdem: Die Telekom Baskets brachten 300 Anhänger mit, ALBA wurde nur von etwa 30 Zuschauern begleitet. Der Rest unterstützte die Baskets.
Dennoch war der BBL-Neuling gegen den siebenfachen Deutschen Meister und Tabellenführer chancenlos und es stellte sich die Frage, ob die Kräfteverhältnisse auch im Sportzentrum Maspernplatz so eindeutig gewesen wären. »Ich würde es nicht als ein Auswärtsspiel bezeichnen, aber man muss Abstriche machen. Auch wenn wir jetzt zum zweiten Mal in Halle gespielt haben, man hat schon beim Training am Donnerstag gesehen, dass sich die Spieler erst wieder an die Umgebung gewöhnen müssen«, meinte Pielsticker.
Ehrenpräsident Willy Cremers wurde noch deutlicher: »Ich bin zwiegespalten. Hier zu spielen, ist für den Verein mit dem Imagegewinn in der Region und den Mehreinnahmen eine tolle Sache, und man muss die Leistung von ALBA anerkennen. Aber in Paderborn hätte es anders ausgesehen. Wenn die Halle dort mit 3000 Fans voll ist, gibt es mehr Stimmung.«
Nicht jeder sprach es aus, aber der Eindruck kam auf, dass viele dachten, für den wirtschaftlichen Aspekt den Heimvorteil verschenkt zu haben. »Es gibt harte und weiche Faktoren. Die harten stehen auf der Anzeigetafel, die weichen sind die drumherum«, so Pielsticker. Nur gut, dass die Baskets mit dem Abstieg nichts mehr zu tun haben.
Denn Fakt ist: Sowohl gegen Bonn als auch gegen Berlin unterlag Paderborn, 56 und 57 Punkte sind die schlechtesten Werte der laufenden Saison. »Wir spielen gerne hier, aber wir haben zweimal unterirdisch geworfen. Mit solchen Quoten kann man kein Spiel gewinnen. Vielleicht sollten wir die Körbe und den Gegner wechseln, wenn wir wieder hierher kommen«, sagte Coach Doug Spradley. Daniel Lieneke stellte fest: »Die Körbe sind ähnlich hart wie in der Max-Schmeling-Halle in Berlin. Das kam ALBA entgegen.« Ebenso die Resonanz, wie Berlins Coach Henrik Rödl bemerkte: »Die riesige Kulisse war ein Vorteil für uns. Im Gegensatz zu Paderborn sind wir es gewohnt, vor so vielen Zuschauern zu spielen.« Auch wenn Spradley zu viel Hektik und zu wenig Ruhe in den Aktionen der Seinen ausmachte, an der Lautstärke lag das für ihn nicht: »Auch in der Maspernhalle ist es laut. Da ist es viel enger und der Druck noch größer.«
Der Begeisterung von Cremers für seine Baskets tat die Niederlage aber keinen Abbruch. Er blickte voller Euphorie auf das Pokal-Viertelfinale am kommenden Mittwoch in Paderborn gegen die Artland Dragons: »Das Top 4 in Hamburg wäre eine Riesensache. Wie 1994/1995.« In der Meisterschaft gab es gegen Quakenbrück einen 77:52-Heimsieg - in der fast ausverkauften Maspernhölle . . .

Artikel vom 19.03.2007