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Standort bis 2010 gesichert

Westfalia-Automotive: länger arbeiten - zehn Millionen investieren

Rheda-Wiedenbrück (dibo). Die Entscheidung wurde nicht aus der Not heraus geboren sondern stellt wichtige Weichen: Firmenleitung und Betriebsrat von Westfalia-Automotive haben einen Standortsicherungstarifvertrag mit vier Jahren Gültigkeit abgeschlossen.

Der nach teilweise »hartem Ringen erreichte Beschäftigungspakt mit Vorbildcharakter« (1. IG Metall-Bevollmächtigter Klaus Brandner) fordert beiden Seiten Zugeständnisse ab. Während die Westfalianer in diesem Jahr pro Monat 12 Stunden (2008: 11,5 Stunden; 2009: elf Stunden; 2010 10,5 Stunden) mehr arbeiten und damit ihrem Unternehmen rein rechnerisch unterm Strich vier Monatslöhne schenken, hat sich das Management unter Führung von Jens Waldau zu einem Maßnahmenpaket verpflichtet, das neben Investitionen in Höhe von zehn Millionen Euro auch 80 neue Arbeitsplätze (zur Zeit rund 600) und die Aufstockung der Ausbildungsstellen um 50 Prozent auf 24 vorsieht. Teil des Standortsicherungstarifvertrages ist übrigens die verbindliche Zusage, dass es bis 2010 keine betriebsbedingten Kündigungen gibt.
Auf freiwilliger Basis können die Westfalianer jetzt ein Viertel ihres Weihnachtsgeldes im Unternehmen belassen (nach vier Jahren ein ganzes Gehalt) und werden so am Gewinn beteiligt. Zudem sollen die Mitarbeiter künftig Genussrechte erwerben können - gestaffelt nach ihrer Finanzkraft. Auch über eine Kapitalbeteiligungsmöglichkeit wird nachgedacht. Der Mann vom Band als Unternehmer? Für Waldau ein Zeichen, wie man »vernünftig kooperiert und nach vorn gerichtet arbeitet«.
Der Geschäftsführer erklärte am Freitag, dass sein Unternehmen die grundsätzliche Frage habe klären müssen, ob Westfalia - »der letzte große Anhängekupplungshersteller Westdeutschlands« - weiter in Rheda-Wiedenbrück produziere und investiere oder aber an einen anderen Standort abwandere. Der Markt mit seinem immer stärker werdenden Wettbewerb befinde sich in einer Konzentrations- und Konsolidierungsphase.
»Uns geht es nicht schlecht«, beschrieb Waldau am Freitag knapp die Situation von Westfalia-Automotive - eine Einschätzung, die IG-Metall-Geschäftsführer Bernd Marx in einem von seiner Gewerkschaft in Auftrag gegebenen Gutachten bestätigt sieht. Das Unternehmen erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2005/2006 einen Rekordumsatz von 110 Millionen Euro.
Die IG Metall, so Bernd Marx, habe den Standortsicherungstarifvertrag nicht einstimmig, »aber mit großer Reputation beschlossen«. Betriebsratsvorsitzender Hubert Markmann kennt nach eigenem Bekunden »keinen anderen Vertrag, in dem auch noch zusätzliche Arbeitsplätze vorgesehen sind.« Er begrüßte den Abschluss in wirtschaftlich entspannter Zeit, denn »mit dem Rücken an der Wand hätte es weh getan.«

Artikel vom 17.03.2007