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Großchance leichtfertig vertan

Handball-Bundesliga: GWD Minden unterliegt Wilhelmshaven mit 23:28

Von Volker Krusche
Wilhelmshaven/Minden (WB). Vergebenen Chancen wird allzu gern nachgetrauert. Daher könnte es durchaus sein, dass Handball-Bundesligist GWD Minden sich nur ungern an sein Gastspiel bei Tabellennachbar Wilhelmshavener HV erinnert, das die »Grün-Weißen« völlig verdient mit 23:28 (11:15) verloren.

Sicherlich war die Niederlage kein Beinbruch, das Auftreten der nach wie vor abstiegsbedrohten Gäste aber schon. Denn völlig zu Recht kritisierte Trainer Richard Ratka nach Spielschluss die Einstellung und Leidenschaft, die seinen Mannen diesmal fehlte. Wilhelmshavens Fans jedenfalls verlebten einen geruhsamen Samstagabend und hatten im Verlauf der 60 Minuten eigentlich nie das Gefühl, dass die Ostwestfalen ihr Team in echte Bedrängnis bringen könnten. Chancen dazu hätte GWD sicherlich zu genüge gehabt. Doch wer die besten Möglichkeiten leichtfertig vergibt, der wandelt nun mal auf der Verliererstraße. Sieben vergebene Siebenmeter sprechen Bände. Allein die Schwäche vom Punkt, von wo aus mit Gudjonsson (2), Just (2), Schäpsmeier, Jonsson und Cehajic gleich fünf Mindener an den WHV-Keepern Weiner und Meyer scheiterten, bescherte den Biegler-Schützlingen den ersten Sieg im Jahr 2007, der gleichbedeutend mit dem endgültigen Klassenverbleib sein dürfte. Einen solchen hatten sich die Mindener eigentlich fest vorgenommen. Aus den Gastspielen in Wilhelmshaven und Düsseldorf sollten neben dem eingeplanten Sieg aus dem Heimspiel gegen Hildesheim zwei weitere Pluspunkte geholt werden. Doch davon war Grün und Weiß diesmal meilenweit entfernt.
Und das, obwohl die Hausherren auf Jacek Bedzikowski und Christian Köhrmann verzichten mussten und Spielgestalter Oliver Köhrmann in Sachen Torgefährlichkeit wahrlich nicht seinen erfolgreichsten Tag hatte. Doch vielleicht war man sich auch aufgrund dieser Tatsachen seiner Sache zu sicher. Jedenfalls monierte Richard Ratka später den fehlenden Siegeswillen seiner Mannschaft, aber auch die Bereitschaft, »dorthin zu gehen, wo es auch mal weh tut. Da war unsere Siebenmeterausbeute eigentlich symptomatisch.« Einzig Stephan Just und Mirza Cehajic verdienten sich anerkennende Worte des Trainers. Der Rest verschwand in der Versenkung, fiel vielmehr durch Harmlosigkeit - insbesondere aus dem Rückraum - auf. Frostige Zeiten für GWD in der Nordfrost-Arena.
Minden präsentierte sich im Norden erheblich schwächer als erwartet, was dem zuletzt leicht verunsicherten WHV natürlich in die Karten spielte. Aus dem 2:2 machten die Handballer vom Jadebusen über 5:2 ein 8:3, was Coach Ratka dazu veranlasste, schon früh eine Auszeit zu nehmen, um seine Spieler aus der Lethargie zu wecken. Es dauerte allerdings noch ein paar Minuten, bis die ihre Schläfrigkeit abgelegt hatten und ein ebenbürtigerer Gegner wurden. 10:4 hieß es nach 17 Minuten, als sich GWD anschickte, endlich mitzuspielen. Beim 8:11 schien die Wende zum Guten möglich, wären da nicht die unkonzentrierten Abschlüsse, insbesondere beim Siebenmeter gewesen. Just und Gudjonsson patzten - und schon war Wilhelmshaven wieder auf 14:8 davongezogen. Fortan hatten die Hausherren die Partie immer fest im Griff. Vom 16:13 setzte sich der WHV bis zur 43. Minute auf 21:14 ab. Doch urplötzlich erwachten die Grün-Weißen für kurze Zeit und ließen beim 22:25 (54.) noch einmal Hoffnung aufkommen. Doch das wäre unbestritten zuviel des Guten gewesen, denn eine Belohnung in Form von Punkten hatte Minden diesmal nicht verdient. Und so kam, was kommen musste: Nach drei weiteren vergebenen »Marken« durch Jonsson, Just und Schäpsmeier machte Wilhelmshaven durch den überragenden Ex-Lübbecker Tobias Schröder (12/6) den Sack endgültig und völlig verdient zu.

Artikel vom 19.03.2007