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Von Markus Poch

Bielefelder
Südlicht

Nur eingeschränkt großartig


Hauptschüler aus in Brackwede ansässigen Migrantenfamilien kümmern sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich um Kinder und alte Menschen. Darüber hatte das WESTFALEN-BLATT am Freitag berichtet. Auf der einen Seite halte ich diese gemeinsame Initiative von Freiwilligenagentur Bielefeld, Rotary Club und der Brackweder Marktschule für lobenswert. So kommen junge Leute zwischen zwölf und 15 Jahren mit anderen Altersschichten in Berührung, die Hilfe brauchen, bei denen nicht alles automatisch und von alleine läuft.
In einer Zeit, in der sich zwischenmenschliche Kontakte oft nur noch über E-Mails am Bildschirm abspielen, ist dieses Projekt aus der Schülerperspektive sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung. Aus Sicht der Kinder und Senioren, die auf der Seite der zu Betreuenden stehen, finde ich die Idee allerdings nur eingeschränkt großartig. Wenn ich andererseits nämlich selbst Angehörige hätte, seien es Kinder, Geschwister oder Eltern, die versorgt werden müssten, wäre ich nicht begeistert, wenn ich wüsste, dass junge, ehrenamtliche Schüler Teile der Pflege übernähmen.
Dann wäre ich wesentlich beruhigter, wenn ich wüsste, dass das erwachsene, ausgebildete Menschen machen, die wissen, was sie da tun. Die Vorstellung, dass es immer weniger hauptamtliche Pflegekräfte gibt und deren Arbeit von immer mehr ungeschulten, ehrenamtlichen Helfern erledigt wird, finde ich erschreckend.
Meine Kritik richtet sich natürlich nicht im Geringsten gegen die vielen Helfer, die sich unentgeltlich einbringen. Sie richtet sich gegen die Politik, die ein Gesundheits- und Erziehungssystem nur deshalb noch aufrecht erhalten kann, weil es diese Helfer gibt. Man stelle sich einmal vor, sie alle hätten plötzlich keine Lust mehr und würden ihre Ämter niederlegen.

Artikel vom 17.03.2007