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Geboren in Berlin auf der Krim

Bruno Güntner wird heute 80

Schloß Holte-Stukenbrock (ibe). Am heutigen Freitag vollendet Bruno Güntner, Tenge-Rietberg-Straße 1, sein 80. Lebensjahr. Geboren wurde der Jubilar auf der ukrainischen Halbinsel Krim in einem Dorf namens Berlin.

»Unsere Bewohner sprachen dort alle Deutsch«, begründet Bruno Güntner den Dorfnamen. Gerne erinnert er sich an seine Kindheit. Mit zwei Geschwistern wuchs er wohlbehütet auf und absolvierte dort seine Schulzeit. Der Krieg beendete dieses Glück. Im Alter von 15 Jahren wurde der Jubilar zur Zwangsarbeit in den Ural geschickt, die erst im Jahre 1954 endete.
Zwischenzeitlich lernte er seine Frau Hilda kennen, die ebenfalls in dem Zwangsarbeiterviertel wohnte. Sie heirateten 1949. Ein Jahr später kam Tochter Amalia zur Welt, 1952 Tochter Anna, 1954 Sohn Wladimir. Nach Beendigung der Zwangsarbeit zog die Familie zu der Mutter von Hilda Güntner nach Sibirien. Dort kam Tochter Helena 1957 zur Welt und die Familie war komplett.
Einfach war das Leben in Sibirien nicht. In dem Dorf namens »Vorwärts« wohnten 41 deutschsprachige Familien, die sich in einer Gemeinschaft namens »Kalhos« jegliche Arbeit zum Überleben teilten. Der Jubilar versorgte ausschließlich das Vieh. »Unter uns gab es niemals Neid oder Streit«, erinnert sich Bruno Güntner. In der arbeitsreichen Zeit hätte es dazu auch gar keine Gelegenheit gegeben. Die Gemeinschaft habe immer zusammen halten müssen, sonst wäre es unmöglich gewesen, zu überleben und Kinder groß zu ziehen. Und das war den »echten Deutschen« besonders wichtig.
1964 siedelte die Familie nach Kasachstan um. In der Großstadt Omsk erwarben sie ein eigenes Haus mit Garten und Bruno Güntner ließ es sich nicht nehmen, dort seine geliebten Schweine zu halten. Liebevoll gemästet würden sie am besten schmecken, begründet der Jubilar die aufwändige Arbeit.
Nachdem Tochter Amalia 1999 mit ihrer Familie nach Deutschland geflüchtet war, weil ihr die Zukunft der Kinder sehr am Herzen liegt, entschlossen sich auch die anderen Mitglieder der Familie, nach Deutschland umzuziehen. 2001 kam Bruno Güntner mit seiner Frau nach Schloß Holte-Stukenbrock. Sie wollten in der Nähe ihrer Kinder ihren Lebensabend verbringen. Hier ist der Jubilar jeden Tag mit dem Fahrrad unterwegs, um aktuelle Preise zu vergleichen. Erst dann werde eingekauft, sagt er. Gefeiert wird im Kreis der Familie. Neun Urenkel und sieben Urenkel gehören zu den Gratulanten.

Artikel vom 16.03.2007