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»Müllpolizei« nimmt
Biotonnen unter die Lupe

Ab Mitte April kommen farbige Verwarnkarten zum Einsatz

Lübbecke (HoG). Wenn es um die Sortierung von Abfallstoffen geht, sind die Lübbecker nicht gerade zimperlich. Damit unterscheiden sie sich aber keinesfalls von den übrigen Bürgern im Mühlenkreis. In der Biotonne finden sich bei den Abfuhren regelmäßig Dinge, die dort nicht hineingehören, und das mit steigender Tendenz.

Die Gesellschaft zur Verwertung organischer Abfälle (GVoA) möchte dem nun entgegen wirken. Wer nicht ordentlich sortiert, bekommt künftig die »Gelbe Karte«. Ändert sich auch dann nichts, gibt es die »Rote Karte«. Schlimmstenfalls wird die Biotonne in eine Restmülltonne umgetauscht, und das geht ins Geld.
Wilfried Buhe von der GVoA stellte am Mittwoch in der Sitzung des Ausschusses für Bauen und Stadtentwicklung die Pläne vor, nach denen künftig verfahren werden soll. Zunehmend seien Störstoffe in der Biotonne zu finden. Waren es im Jahre 2000 noch rund zehn Prozent, so stieg dieser Wert innerhalb von vier Jahren auf 16 Prozent. Und es sind nach Aussage von Buhe längst nicht nur Papier- oder Plastiktüten, den den Bioabfall verunreinigen. Massive Eisenteile oder gar große Steine, die zum Brechen von Maschinenteilen führen können, Bauschutt oder Gipsplatten sind schon gefunden worden. Darüber hatten die Abfallentsorgungsbetriebe bereits im vergangenen Jahr geklagt. Hohe Kosten durch die Deponierung von beachtlichen Teilen der Biotonnen-Inhalte seien die Folge und unter Umständen müsse bei extremer Verschmutzung sogar die komplette Ladung in die Müllbehandlungsanlage gefahren und aufwändig behandelt werden.
»Es ist unser erklärtes Ziel, für eine sensiblere Trennschärfe zu sorgen«, erklärte Buhe. Es gebe technische Möglichkeiten, den Inhalt der Biotonnen während der Abfuhr zu erkennen. Bei Fahrzeugen mit Seitenlader könne die Überwachung per Kameras erfolgen, die ohnehin schon vorhanden seien. Bei den übrigen Fahrzeugen sei es für die Müllwerker kein Problem, durch einen Blick in die Tonnen Aufschluss über den Inhalt zu gewinnen.
Die »Gelbe Karte« solle von den Bürgern zunächst als reiner Hinweis auf die falsche Befüllung verstanden werden, erklärte Buhe. Schließlich solle nicht mit Kanonen auf Spatzen geschossen werden. Es gehe einzig und allein darum, die Saboteure der Getrenntsammlung zu erkennen. Tritt nach der »Gelben Karte« keine Verbesserung ein, so gibt es die »Rote Karte«, und die hat zur Folge, dass die Biotonne nicht entleert wird.
Dieses Ampelkartensystem sei bereits in der Gemeinde Hille als Pilotprojekt erprobt worden mit der Folge, dass dort eine deutliche Verbesserung eingetreten sei. Kreisweit hätte das neue System zum 1. April starten sollen, doch seien Verzögerungen eingetreten. »Wir denken jedoch, dass wir Mitte April kreisweit beginnen können«, erklärte Buhe im Ausschuss. Zuvor solle es jedoch eine Aufklärungskampagne geben, um auf die Neuerungen und die damit verbundenen Folgen aufmerksam zu machen. »Wir setzen grundsätzlich auf die Einsicht und die Mitarbeit der Bürger im Kreis«, erklärte Wilfried Buhe die Zielsetzung. Die Unverbesserlichen jedoch müssten die Konsequenzen im Ergebnis spüren.
In Hille zumindest seien die Verunreinigungen schlagartig zurück gegangen und man könne wohl davon ausgehen, dass dieses Ergebnis auch für das übrige Kreisgebiet erreicht werden könne.
Nun gibt es neben der gelben und roten Karte auch eine »Grüne Karte«. Die kann vergeben werden, wenn die Biotonne vorbildlich befüllt wurde. Hier wird dann nicht nur die gute Mitarbeit des Bürgers lobend erwähnt, sondern er erhält mit der »Grünen Karte« einen Gutschein, mit dem er sich einen Sack Gärtnerhumus im Kompostwerk abholen kann.

Artikel vom 16.03.2007