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Ära Horstmann endet nach 47 Jahren

Knetterhausener schrieb mit seiner Frau in Rothenfelde Gastronomie-Geschichte

Versmold/Bad Rothenfelde (mp). »Mary und Siggi haben fertig!« Nach 47 Jahren schlossen Mary und Siegfried »Siggi« Horstmann jetzt zum letzten Mal die Tür ihres »Café Horstmann« an der Osnabrücker Straße in Bad Rothenfelde. Sie verabschiedeten sich in den verdienten und eigentlich aus Altersgründen längst fälligen Ruhestand. Anstelle des Cafés wird ein Vier-Sterne-Hotel entstehen.

»Das Haus Horstmann«, erläuterte Rothenfeldes Bürgermeister Klaus Rehkämper vor Familienangehörigen, Freunden und Gästen beim »Abtrunk«, zu dem das Gastwirtsehepaar eingeladen hatte, »galt als Geheimtipp für die Herstellung meisterhafter Torten aus eigener Konditorei, und das nicht nur bei Kurgästen und Einheimischen, sondern insbesondere auch bei den Tagesgästen aus dem westfälischen Umland!«
Dieser »versteckte« Hinweis war zunächst Anlass, auf den Lebensweg des »Neu-Ruheständlers« hinzuweisen, der am 8. Mai sein 79. Lebensjahr vollendet: Siegfried »Siggi« Horstmann war viertes von sechs Kindern, die auf dem elterlichen Bauernhof in Versmold-Knetterhausen das Licht der Welt erblickten. Im »zarten« Alter von nur 13 Jahren absolvierte er eine Lehre als Bäcker und Konditor in der Versmolder Bäckerei Knemeyer.
Als Pimpf und »Kanonenfutter« noch in den letzten Kriegswirren zur Marine eingezogen, gehörte er zu den Glücklichen seines Jahrgangs, die überlebten. Zwar »mager«, jedoch gesund, kam er per pedes 1945 aus der Gefangenschaft zurück. Nachdem er als Geselle zunächst in der Region um Versmold tätig war, ging er 1948 ins benachbarte Rothenfelde zur Bäckerei Schürmeier. Die Frankfurter Straße im Badeort wurde bald sein »Revier«, und dort traf er auch seine Mary, die im örtlichen Café Strathmann als Serviererin arbeitete. Schon bald wurden sie ein unzertrennliches Paar.
Nachdem sich Siggi Horstmann zur Bäcker- und Konditormeisterprüfung an der Meisterschule im sauerländischen Olpe angemeldet und 1952 die Prüfung erfolgreich abgeschlossen hatte, waren die folgenden Meisterjahre geprägt von dem Willen der beiden, etwas Eigenes zu bewirtschaften. Dieser Wunsch nahm nach Hochzeit und dem ersten Kind mit der Schließung des Kinderheims Galich am Ort Geslat Gestalt an. Am 25. Mai 1960 wurde die Vision wahr, eröffneten Mary und Siggi Horstmann ihre »Hansa-Stuben« an der Osnabrücker Straße, später das Café und ein Hotel garni.
47 Jahre sind seitdem vergangen, keine Gaststätte in Bad Rothenfelde hat so lange »durchgehalten«. Mary und Siggi haben mit ihrer eigenen und unnachahmlichen Art alle Mitbewerber überlebt. Doch irgendwann kommt auch ein »Dino« in die Jahre und tritt ab, damit gehört nun auch dieses Stück Bad Rothenfelder Geschichte der Vergangenheit an.
Obwohl ihnen fünf Kinder -Êvier Töchter, ein Sohn -Êgeboren wurden, wollte keines von ihnen den Betrieb weiterführen und so ist ein Ende der »Ära Horstmann« jetzt gekommen.
»Bei aller Wehmut über die Schließung des Café Horstmann«, sagte Rehkämper jetzt, »gibt die weitere Nutzung des Hauses doch Anlass zur Freude. Denn das schöne Jugendstil-Gebäude wird nicht einfach platt gemacht. Nein, hier entsteht ein Vier-Sterne-Hotel, das zukünftig vor allem für Gäste der benachbarten Schüchtermann-Klinik zur Verfügung stehen wird!«
Völlig überraschend für Siggi Horstmann holte der Bürgermeister schließlich eine Urkunde hervor, mit der die Handwerkskammer Arnsberg »Herrn Bäckermeister Siegfried Horstmann« den »Goldenen Meisterbrief« aus Anlass des 50-jährigen Meisterjubiläums und in Anerkennung »treuer Pflichterfüllung« verleiht. Die Gemeinde Bad Rothenfelde ehrte das Ehepaar mit seinem »Bad Rothenfelder Ehrenteller«.

Artikel vom 16.03.2007