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Ratzfatz ist die Fichte kahl

Waldbauern wollen die Orkanfolgen solidarisch in den Griff bekommen

Holzhausen (wm). Die Waldwirtschafts-Genossenschaft Holzhausen-Heddinghausen rechnet in diesem Jahr mit besonders hohen Ausgaben für den Wegebau. Grund sind die Folgekosten des Orkans »Kyrill«.

Denn die jetzt voll angelaufene Holzaufarbeitung mit schwerem Gerät und Abfuhr der Stämme werde die Wege stark beanspruchen; im Bereich Holzhausen-Heddinghausen hatte der schwere Sturm insbesondere die Fichtenbestände heimgesucht. Die Waldeigentümer bezeichneten es in der Generalversammlung als Glückfall, dass ihnen angesichts des enormen Schadens in ganz NRW Spezialmaschinen wie die Harvester für Aufräumarbeiten und Holzaufbereitung zur Verfügung stünden. Und sogar »glücklich« ist man darüber, dass eine Brandenburger Firma »gigantische Holzmengen abnimmt«. Man war sich einig, dass man die Orkanfolgen nur solidarisch in den Griff bekommen könne. Deshalb sei inzwischen ein Sonderkonto eingerichtet worden, auf dem jeden Tag die im Forst der jeweiligen Waldbesitzer geborgenen Stämme verbucht werden. Diese gewissenhafte Arbeit erfordere Überstunden von Revierförster Jürgen Rolfs. Doch trotz aller Sorgfalt sei es manchmal nicht möglich, die auf Grundstückgrenzen liegenden Bäume zweifelsfrei einem Eigentümer zuzuordnen. Angesichts der schwierigen Lage waren sich alle Mitglieder klar darüber, dass in solch einem Fall Streit wenig hilfreich sei. Die Erlöse aus dem Holzverkauf werden nach Aufarbeitung und Abzug der Kosten ausbezahlt.
Jürgen Rolfs, dessen Fachkompetenz, Humor und besonnene Art von den Waldbauern geschätzt wird, sagte zu, Geräte und »Handarbeit« kostengünstig einzusetzen. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass es erforderlich sei, die zu erwartende Borkenkäferplage rechtzeitig zu bekämpfen. Außerdem müssten sich alle Betroffenen Gedanken darüber machen, wie und mit welchen Bäumen wieder aufgeforstet werden solle. Und angesichts des landesweit großen Bedarfes müsse geklärt werden, wo man kostengünstig gesunde Pflänzchen bekomme.
Neben dem Thema »Kyrill« ging es in der vom Vorsitzenden Martin Wickemeyer geleiteten Generalversammlung aber auch um »normale« Regularien. Die zahlreich erschienenen Mitglieder wählten für den aus Altersgründen ausscheidenden Gerd Bartelheim - dienstältester und forsterfahrener Beisitzer - Wilhelm Klausmeier in den Vorstand. Geschäftsführer Heiko Tiemeyer erstattete den Kassenbericht und informierte darüber, dass teure Reparaturen an der genossenschaftseigenen Seilwinde und dem leistungsfähigen Holzspalter neben anderen notwendigen Ausgaben den Etat belastet haben. Und in diesem Jahr werde viel Geld für die Instandsetzung von Waldwegen benötigt.
Forstamtmann Jürgen Rolfs sagte auf Anfrage der LÜBBECKER KEISZEITUNG, dass inzwischen von geschätzten rund 30 000 Festmeter Orkanholz im Kreis Minden-Lübbecke etwa ein Fünftel aufgearbeitet sei. Zwei Schiffe hätten bereits 600 und 750 Festmeter zum Abnehmerwerk nach Brandenburg tranportiert; ein drittes werde in der Nacht zu Montag im Kanalhafen Getmold beladen. Rolfs rechnet damit, dass die Aufarbeitung der Orkanschäden noch mindestens bis Sommer dauert. In den betroffenen Waldgebieten müssten sehr schnell die Wege repariert werden, sonst könnte das Holz nicht mit schweren Lkw abtransportiert werden.

Artikel vom 16.03.2007