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»Was bleibt, ist die Erinnerung«

Bergtold stellt sein Buch vor: Trauma nach Flucht und Vertreibung


Espelkamp (sg). »Was bleibt, ist die Erinnerung.« So lautet der Titel des Buches, das der Espelkamper Werner Bergtold am Mittwoch im Nachbarschaftszentrum Erlengrund vorgestellt hat. Bergtold beschreibt darin Flucht und Vertreibung, den »weiten Weg von Westpreußen nach Espelkamp« sowie sein Leben als kriegsversehrter Junge. Schulzeit und das Erwachsenwerden sind ebenso dokumentiert.
Dabei war es ursprünglich nicht die Absicht des Autors, eine Autobiographie über die Erlebnisse während des Krieges und den Nachkriegsjahren zu verfassen. Vielmehr sah er sich durch seine Enkel, die in der Schule aufgefordert worden waren, ihre Großeltern über diese Zeit »auszuquetschen«, motiviert, einen 20-seitigen Aufsatz zu schreiben. »Ich habe mich dann gewundert, was alles noch so in meinem Kopf ÝgespeichertÜ ist. Es kamen immer mehr Erinnerungen und aus dem Bekanntenkreis der Ansporn, weiter zu schreiben.«
Einige seiner Weggefährten waren auch am Mittwoch anwesend. Der »kurze Ritt« durch das Buch, machte sowohl dem Autor als auch seinen Zuhörern so viel Spaß, dass Bergtold schließlich weiter ausholte. Während der erste Teil über die Vertreibungen in den Jahren 1939 und 1945 eher sachlicher Natur sind, verfällt Bergtold bei der Beschreibung seiner Kinder- und Jugendzeit in den Erzählerstil. Angst und Grauen finden in dem Werk ebenso Platz, wie heitere Anekdoten, die Bergtold zumeist aus Sicht des »Kindes Bergtold« geschildert hat. So bleiben weder seine Zeit als Mitglied einer »Jugendbande«, noch traumatische Erlebnisse aus den Kindertagen verborgen.
Doch im Nachhinein gibt es Aspekte, die für den Autor wichtiger sind, als die Tatsache, ein Buch geschrieben zu haben: Zum einen die Erkenntnis, dass gerade die negativen Erlebnisse, wie seine Kriegsverletzung, ihn auch in seinem späteren Leben ständig motiviert haben, sich einzubringen und Leistung zu erreichen. Er selbst habe außerdem durch die traumatischen Geschehnisse jahrzehntelang an Alpträumen gelitten. Durch die chronologische Aufarbeitung seines Lebens schaffte er für sich selbst andere Blickwinkel und arbeitete die Traumata auf. »Das kann ich jedem raten, der selbst darunter leidet.« Sein Wunsch: »Nie wieder Krieg, Elend und die Hoffnung, dass meinen Kindern und Enkeln diese Erfahrung erspart bleibt.« So beginnt und endet sein Buch mit demselben Satz: »Kinder und Enkel zu haben, ist ein großes Lebensglück.«
Das Buch ist bei »Lienstädt und Schürmann« erhältlich.

Artikel vom 16.03.2007