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»Rechtsradikalismus und
Intoleranz im Keim ersticken«

Sally Perel erzählt aus seinem Leben - Thema immer noch aktuell

Von Kathrin Weege
Espelkamp (WB). In die Haut des Feindes schlüpfte der deutsche Jude Sally Perel. Als Zeitzeuge und Buchautor berichtete er den Schülern an der Waldschule gestern eindrucksvoll und hautnah die erlebten Schrecken des Nazi-Regimes.

Der Autor des bekannten Buches »Hitlerjunge Salomon«, aus dem ein international erfolgreicher Film entstand, zog die Schüler schnell in seinen Bann. »Zeitzeugen können einfach besser das Grauen jener Zeit verdeutlichen«, meinte Karl-Heinz Brandhorst, stellvertretender Schulleiter.
Um sich selber zu retten, gab sich der Jude Perel als Hitlerjunge aus. »Es war eine totale Verwandlung«, erzählt er. Doch es wurde zu mehr als nur einer Verkleidung. Er begann das eigentlich feindliche Bild zu verinnerlichen. Wurde zu einem »deutschen Jungen«, wie der heute 82-Jährige selber sagt.
Es sei sein Ziel, die Jugendlichen aufzuklären und sensibler zu machen. Themen wie Rechtsradikalismus und Intoleranz seien immer noch aktuelle Probleme. Auch damals sei der Schrecken erst nur von einer Randgruppe ausgegangen. Darum sei es wichtig, die Menschen aufzuklären und Rechtsradikalismus im Keim zu ersticken.
»Es ist für mich die Erfüllung einer Mission, zu den Schülern nach Deutschland zu kommen und sie aufzuklären«, sagte der in Peine geborene und seit Kriegsende in Israel (nahe Tel Aviv) lebende Perel.
Er fragte nach, ob sich die Jugendlichen zuvor mit dem Thema NS-Zeit näher beschäftigt hätten. Brandhorst betonte: »Wir haben uns in den Fächern Geschichte und Religion auf Ihren Besuch vorbereitet. Mir war es wichtig, dass die Schüler Hintergründe kennen lernen, sich aber auch der Aktualität des Themas bewusst werden.«
Es war bereits das dritte Mal nach 2001 und 2004, dass Perel an der Waldschule zu Gast war. »Ich hatte Perel Ende der 90er gesehen und ihn dann zu uns eingeladen. Nach dem ersten Besuch hier haben mich die Schüler mehrfach angesprochen, ihn noch einmal herzubitten«, erinnerte sich Brandhorst.
Im Anschluss an den Vortrag fand eine lockere Diskussionsrunde mit den Schülern statt. An der Lesung in der Waldschule nahmen auch zwei Klassen der Ernst-Wiechert-Hauptschule teil. Vor seinem Besuch in der Waldschule las Sally Perel in der Aula des Söderblom-Gymnasiums. Dort waren auch die Jugendlichen von der Birger-Forell-Realschule dabei.

Artikel vom 16.03.2007