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Leserbriefe an die Lokal-Redaktion


»Erst stirbt Schule, dann das Dorf«
Das Thema »Grundschule Westrup« beschäftigt die Menschen in Westrup und Wehdem. Am Dienstagabend tagte deswegen der Förderverein der Grundschule im Gasthaus Grunwald (siehe Lokalseite Stemwede 1). Mit den Plänen von Stemweder Kommunalpolitikern, die Westruper Grundschule aufgrund zurückgehener Schülerzahlen künftig als »einzügig« zu deklarieren, setzt sich Leser Uwe Trox kritisch auseinander.

»Schon in einer Pressinformation des letzten Jahres vom Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes NRW heißt es:
ÝBarbara Sommer . . . hat die Entscheidung des Rates der Stadt Düsseldorf begrüßt, die Grundschulbezirke bereits im kommenden Jahr (gemeint ist 2007) aufzuhebenÜ . . . ÝDas wird den Wettbewerb der Grundschulen um pädagogische Konzepte voranbringen und in der Folge zu einer vielfältigen, bunteren Schullandschaft beitragen,Ü erklärte die Ministerin.
Die Grundschule Westrup arbeitet bereits seit langem ständig intensiv an der Gestaltung ihres eigenen Schulprofils. Dieses gerade auch im Hinblick auf eine Wahlmöglichkeit der Eltern, an welcher Schule sie ihre Kinder einschulen wollen.
So beteiligt sich die Schule seit mehreren Jahren an Fortbildungen über Schulentwicklungen, bemüht sich immer wieder neu und aktiv um moderne Unterrichtsmethoden und hat mit viel Engagement und Arbeitseinsatz den jahrgangsübergreifenden Unterricht in der Schuleingangsphase sehr erfolgreich eingeführt. Mittlerweile hat man darin bereits über drei Jahre Praxiserfahrung.
Außerdem ist die Grundschule Westrup eine so genannte ÝKorrespondenzschuleÜ ein Vorstadium zur ÝSelbstständigen SchuleÜ, die bewusst ihre Belange eigenständig verwalten und regeln soll, ein strategisches Ziel der Landesregierung. Dieses ist vertraglich mit der Gemeinde vereinbart.
Nachdem es nun in 2006 endlich gelungen ist, die OGS als neue Schulform, trotz aller Schwierigkeiten und Widerstände, erfolgreich umzusetzen, wird der Grundschule Westrup als einziger Grundschule in Stemwede jetzt verwehrt, an dem vom Schulministerium ausdrücklich gewünschten Wettbewerb teilzunehmen.
Sie soll nämlich für ÝeinzügigÜ erklärt werden.
Einzügigkeit bedeutet praktisch, dass nur so viele Kinder neu aufgenommen werden dürfen, dass genau eine einzige Klasse pro Schuljahrgang zustande kommt oder erhalten bleibt.
Selbst wenn Eltern gezielt die Einschulung ihres Kindes in Westrup wünschen, darf die Schule diese Kinder nicht aufnehmen, wenn damit die Anzahl dieses Kontingent überschreitet. Im Extremfall könnte das bedeuten, dass selbst Kinder aus dem eigenen »Schulbezirk« abgewiesen und auf die anderen Schulen verteilt werden müssten.
Auch fällt eine eigenständige Schulleitung weg, und Lehrer müssen in den Pausen pendeln. Die Schule verliert damit auch ihre Eigenständigkeit und wird zur »Filiale« einer anderen Schule. Eltern der Kinder in Westrup müssten sich in allen Angelegenheiten an die »Mutterschule« wenden.
Wettbewerb um schulische Konzepte und Wahlmöglichkeit für die Eltern können dann für die Grundschule Westrup nicht mehr gelten, was aber ausdrücklich dem Ansinnen der Landesregierung widerspricht.
Heißt das nicht, jede Motivation im Keim zu ersticken?
Jahrzehnte lang mussten Kinder und Lehrer in einem maroden, provisorischen Schulpavillon lernen und lehren. Als er vor 35 Jahren gebaut wurde, war er als ÝÜbergangslösungÜ für maximal zehn Jahre geplant. Nach 3,5- facher Lebensdauer soll er nun (endlich!) durch eine weitere ÝÜbergangslösungÜ, nämlich durch Schulcontainer abgelöst werden.
ÝÜbergangslösungenÜ für ÝÜbergangskinderÜ?
Bekommt die Grundschule Westrup die gleichen Chancen in Stemwede wie die anderen drei Grundschulen? Wohl kaum! Nicht einmal bei den Schulbezirksgrenzen.
Das Schulministerium befürwortet die Aufhebung der Schulbezirke schon für 2007. Obwohl bereits seit mehreren Jahren auch in Stemwede anders praktiziert, weist der Bürgermeister jetzt plötzlich in Briefen an Eltern und an die Schulleitung auf die strikte Einhaltung dieser unsinnigen Grenzen hin, die definitiv in 2008 ersatzlos fallen werden. Warum wohl?
Die Grundschule Westrup hat genügend Platz, wenn sie erstmal einzügig ist, so die Aussage, deswegen auch jetzt übergangsweise die Container.
In Düsseldorf hat man aber durchaus auch das Problem eines neuen Raumbedarfes erkannt, wenn man daran denkt, dass die Lerninhalte und Lehrmethoden sich gravierend gegenüber den alten, traditionellen Wegen geändert haben.
Ist dieses auch unseren entscheidenden Politikern in Stemwede bewusst? Ich glaube das nicht, wenn ich nur an die letzte Schulausschusssitzung denke und Revue passieren lasse, wer, was, wie ÝargumentiertÜ hatte. Die Kinder standen jedenfalls nicht im Mittelpunkt. ÝÜbergangslösungenÜ, Platzmangel und Einzügigkeit, alles mit dem Ziel, die moderne Grundschule Westrup mit neuen Lern- und Lehrkonzepten, aus dem (fairen?) Wettbewerb zu nehmen?
Erst stirbt die Schule, dann das Dorf! Ist das etwas, was wir Bürger in Stemwede wirklich wollen?
UWE TROX
WEHDEM

Artikel vom 16.03.2007