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Abschied vom Baumarkt

CDU und Grüne präsentieren neue Pläne für das Pfleiderer-Areal

Gütersloh (rec). CDU und Grüne lehnen einen Baumarkt auf dem ehemaligen Pfleiderer-Areal ab. Statt dessen präsentierten sie gestern völlig neue Pläne für ein Gewerbegebiet und einen »Gewerbe-Innovationscampus«, der den Güterbahnhof einbezieht.

Mit den Stimmen der CDU hatte der Planungsausschuss dem Düsseldorfer Projektentwickler Kai 18 zuletzt zugestimmt, auf dem 80 000 Quadratmeter großen Gelände westlich der Holzstraße einen Baumarkt, einen Verbraucher-Großmarkt und eine Imbisskette anzusiedeln. Davon ist die größte Ratsfraktion nun abgerückt. Den Ausschlag dafür hat laut CDU-Ratsherr Burkhard Brockbals die neue Möglichkeit gegeben, den alten Güterbahnhof zu einem weitaus günstigeren Preis als bisher erwerben zu können.
Die sich dadurch ergebenden städtebaulichen Perspektiven, aber auch der Mangel an Gewerbeflächen und die Sorgen des Gütersloher Einzelhandels hätten zum neuen Kurs beigetragen. In dem gemeinsam mit seinem Ratskollegen Ralph Brinkhaus erarbeiteten Konzept schlägt Brockbals vor, das gesamte Gelände westlich der Holzstraße als Indus-triegebiet zu erhalten. Es soll Zulieferfirmen des Bertelsmann- und Miele-Konzerns vorbehalten, aber nicht reserviert werden. Die 16 000 Quadratmeter östlich der Holzstraße könnten als neues Wohngebiet das »Mädchenviertel« vergrößern. Auf dem Areal des Güterbahnhofes wiederum sollen innovative Jungunternehmen, etwa aus den Branchen Erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit, angesiedelt werden. Flexible und kreative Vertragsangebote sollen es den Jungunternehmern ermöglichen, Büros und Werkstätten günstig zu mieten, leasen oder über Raten zu kaufen. Auf dem »Campus« könnten sich die Firmen teure Netzwerktechnik, Büroausstattungen oder Gabelstapler untereinander leihen.
CDU und Grüne favorisieren die Entwicklung des Gewerbegebietes durch einen privaten Investor. Allerdings schließen sie auch den Erwerb und die Vermarktung des gesamten Areals durch die Stadt nicht aus. Auf den Güterbahnhof habe die Stadt ein Vorkaufsrecht; ob die Pfleiderer AG ihr Areal verkaufen wolle, sei offen. Zur Finanzierung des Grundstücksgeschäftes schlägt Brockbals den Einsatz »stiller Reserven« im städtischen Haushalt vor. Dazu zählt er den Erlös aus dem Verkauf städtischer Immobilien, darunter Parkhäuser und Tiefgaragen. Langfristig soll der städtische Haushalt durch diese Transaktion nicht belastet werden. Hans-Peter Rosenthal (Grüne) freut sich über den neuen Kurs, ohne zu triumphieren: »Die Stadt bekommt ein völlig neues Carré, das dem Leitziel Nachhaltigkeit gerecht wird.« Stefan Höher vom Projektentwickler Kai 18 ist überrascht: »Wir stecken mitten in der Planung und haben bereits viel Geld investiert.«

Artikel vom 15.03.2007