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»Die Erwartungen waren zu hoch«

Neubebauung an der Adenauerstraße: Jetzt reden drei Christdemokraten Klartext

Marienfeld (WB). Jetzt reagieren die Christdemokraten Waltraud Vögeler, Jürgen Cassens und Hermann Menden auf die Stellungnahme von SPD-Fraktionssprecher Reinhard Hemkemeyer (WB/10. März). Dabei geht es um die Bebauung an der Adenauerstraße.

»Wie war es denn wirklich? - so beginnt Ratsherr Hemkemeyer seine Einlassung zu der nichtöffentlichen Ratssitzung im Mai 1997. Er scheint dabei übersehen zu haben, dass er in seiner Eigenschaft als Mandatsträger der Verschwiegenheitspflicht unterliegt«, so Menden, Vögeler und Cassens, die in ihrer Stellungnahme »nicht den gleichen Fehler machen wollen«. Festzuhalten sei, dass sich die Rats-Mehrheit (fast 80 Prozent) damals für den Kauf der Firma Rhode-Druck ausgesprochen habe.
»Und sie haben es nach unserer Auffassung sehr verantwortungsvoll und richtig gemacht. Man stelle sich vor, sie wären den Vorstellungen von Herrn Hemkemeyer gefolgt. Wahrscheinlich gäbe es dann immer noch das kontaminierte, brachliegende und nicht sanierte Grundstück der ehemaligen Firma Jung. Wir meinen: Mit dem damaligen Kauf konnte für den Ortskern eine ausschließlich für den Wohnbedarf ausgerichtete Bebauung erreicht werden«.
Selbstverständlich hätten alle Ratsmitglieder die erforderlichen Informationen bekommen, so dass sie nach bestem Wissen und Gewissen hätten abstimmen können. »Sollte Herr Hemkemeyer aber bereits 1997 davon gewusst haben, dass der Baustil an der Adenauerstraße zwangsläufig in die Höhe gehen musste und ein untypisches Ortsbild entsteht, dann muss er über hellseherische Fähigkeiten verfügen«, so die Stellungnahme.
Die Freude, den Ortskern unter Einbeziehung der Bürger gestalten zu können, sei riesengroß gewesen. »Die Erwartungen waren hoch. Zu hoch, wie sich heraus stellte. Wir wollen an dieser Stelle aber nicht darüber diskutieren, wer an welcher Stelle was falsch gemacht hat. Im Nachhinein ist man immer klüger«, so die Christdemokraten.
Die Stadt habe über viele Jahre immer aus Mitteln des Verkaufs von Grundstücken ihren Haushalt ausgleichen können. »Wegen der inzwischen knapper gewordenen Grundstücke sah sie sich deshalb gezwungen, die Grundstücke an der Adenauerstraße zu veräußern. Keiner wird aber ernsthaft behaupten können, dass die jetzt gebauten Häuser nicht sehr kompakt und massiv wirken. Die Marienfelder Bevölkerung ist darüber nicht glücklich, um es vorsichtig auszudrücken. Deshalb hat sich die CDU-Ortsunion zu einer Befragung entschlossen. Diese Befragung hat uns davon überzeugt, dass die Menschen mit großer Mehrheit den Wunsch geäußert haben, als letzte Chance die beiden noch nicht bebauten Grundstücke als Grünflächen auszuweisen«, so die Verfasser. Innerhalb von drei Stunden wurden 328 Unterschriften geleistet. »Wir hätten uns gewünscht, Herr Hemkemeyer wäre dabei gewesen. Er hätte kein Märchen, dafür aber die Wahrheit erfahren. Übrigens: Ein Mitglied seiner Fraktion hat widerwillig (weil von der CDU initiiert), aber doch aus Überzeugung auch unterschrieben. Gut so«, finden die drei Christdemokraten.
Ihr Fazit: Die Diskussion über Grünfläche oder Verkauf der Grundstücke gehe nur über die finanzielle Schiene (»Uns fehlen 360 000 Euro in der Kasse - das ist die Summe des Erlöses, den wir bei Verkauf erzielen würden«). Aber: »Sind wir als Mandatsträger nicht ausschließlich den Menschen in unserer Stadt verpflichtet? In Marienfeld gibt es nachweislich zu wenig Möglichkeiten der Kommunikation. Orientieren wir uns also an den Bedürfnissen der Menschen. Die Marienfelder Bürger möchten sich vor Ort treffen. Geben wir ihnen die Möglichkeit. Das Grundstück ist vorhanden, es kostet uns nichts. Und die Möglichkeit, dass auf dieser Fläche in 20 oder 30 Jahren eine weitere Seniorenresidenz entsteht, ist durchaus realistisch«, so das Fazit.

Artikel vom 15.03.2007