15.03.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Vergrabenes Uran stammt aus Hanau

Strahlenexperten waren gestern erneut im Einsatz

Von Michael Robrecht
Lauenförde (WB). Die Herkunft des Urans, das im Februar auf einem Privatgrundstück im südniedersächsischen Lauenförde sichergestellt wurde, ist geklärt.

»Die 14 Uran-Pellets stammen mit hoher Wahrscheinlichkeit aus dem früheren Brennelementewerk Hanau«, sagte Jutta Kremer-Heye, Sprecherin des niedersächsischen Umweltministeriums. Damit ist durch Experten im Institut für Transurane in Karlsruhe die Hanau-Aussage von Hermann F. (45) bestätigt worden, der die 110 Gramm Urantabletten in der Paderborner Drogenszene 1991 von einem Unbekannten »zugesteckt« bekommen haben will. Er hatte das nukleare Material jahrelang am Solling und später im heimischen Garten vergraben. Reiner Weber, Anwalt von Hermann F., sieht die Glaubwürdigkeit seines Mandanten durch das Untersuchungsergebnis in Karlsruhe gestärkt. F. habe in seinem Brief an Kanzlerin Angela Merkel die volle Wahrheit gesagt. Weitere Aussagen werde der 45-Jährige aus dem Weserdorf bei Beverungen jedoch nicht machen, »weil er gegenüber dem Unbekannten in Paderborn immer noch im Wort steht«, sagte der Rechtsanwalt.
Strahlenschutzexperten der Gewerbeaufsicht haben im Auftrag des Umweltministeriums gestern Vormittag in einer halbstündigen Blitzaktion Wohnhaus und Garten der Familie F. in Lauenförde nachuntersucht. Die Experten hätten Stellen erneut überprüft, die bei dem ersten Messeinsatz am 1. März aufgefallen seien, so das Ministerium. Anwalt Weber wies darauf hin, dass endgültig geklärt werden sollte, ob in Lauenförde noch etwas strahlt, ob eine Gesundheitsgefährdung definitiv ausgeschlossen werden könne und ob möglicherweise Gartenboden kontaminiert worden sei und ausgehoben werden müsse. Auffälligkeiten gab es bei dieser zweiten Hausdurchsuchung nicht, erklärte die Ministeriumssprecherin.
Die Firma Siemens bestätigte erstmals die Herkunft der mit vier Prozent Uran angereicherten Pellets aus dem ehemaligen Siemenswerk in Hanau. Die Uran-Pellets seien für Menschen ungefährlich. Wie das Uran aus dem Hanauer Werk verschwinden konnte, sei noch unklar. Alle Sicherheitsmaßnahmen, so Siemenssprecher Alfons Benzinger, hätten nicht verhindern können, dass das Uran unbemerkt die Kontrolle beim Verlassen des Werkes passiert habe. Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft sind Pellets wie in Lauenförde in Hanau von 1991 bis 1994 hergestellt worden. Siemens erklärte, dass von 1969 bis 1994 jährlich bis zu 200 Millionen solcher Tabletten für Kernbrennstäbe in dem inzwischen vollständig demontierten Werk gefertigt worden seien. Eine Gefahr von Umwelt und Grundwasser ging nach Angaben des Umweltministeriums von dem rätselhaften Fund nicht aus.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt weiter gegen den von den Ermittlern als psychisch labil beschriebenen 45-jährigen Mann wegen unerlaubten Umgangs mit radioaktiven Stoffen.

Artikel vom 15.03.2007