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Jüdische Gemeinde wächst um 40 Bielefelder

Differenzen in der Nachbargemeinde wegen »autoritären Führungsstils« und Ausrichtung


Bielefeld (mm/bex). 40 Juden aus Bielefeld haben sich der Gemeinde Herford-Detmold angeschlossen. Als Grund geben sie den autoritären Führungsstil der Vorsitzenden der Bielefelder Kultusgemeinde, Irith Michelsohn, an. »Die umgemeindeten Bielefelder Juden sind glücklich, nun in Herford ihre Festtage selbstbestimmt und in entspannter Atmosphäre begehen zu können«, heißt es in einer Erklärung.
Während Irith Michelsohn »in jüngster Zeit keine Anträge auf einen Wechsel nach Herford bekannt sind«, bestätigt der Vorsitzende der Gemeinde Herford-Detmold, Harry Rothe, die Aufnahme der 40 jüdischen Menschen. »Die Hälfte der Bielefelder war bereits vor einem Jahr unserer Gemeinde beigetreten, die andere Hälfte war zuvor Mitglied in anderen jüdischen Gemeinden, allerdings nicht an ihrem Wohnort Bielefeld«, erläutert Rothe im Gespräch mit dem HERFORDER KREISBLATT. Inklusive der Bielefelder Neu-Mitglieder zählt die Gemeinde Herford-Detmold aktuell 108 Gläubige. Die Bielefelder Gemeinde hat 230 Mitglieder. Weiterer Grund für die Austritte in Bielefeld sind die unterschiedlichen Ausrichtungen beider Gemeinden: Während die Bielefelder eine äußerst progressive Linie vertreten, steht die Herforder Gemeinde für ein liberales Reformjudentum.
Nach HK-Informationen hat der Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Westfalen-Lippe sein Einverständnis erklärt, dass Bielefelder Juden, die nach Herford wollen, dort einen formlosen Aufnahmeantrag stellen können. Eine Abmeldung in Bielefeld ist demnach nicht erforderlich.
Die Gemeinde Herford-Detmold wird, wie berichtet, an der Komturstraße eine neue Synagoge errichten. Die Jüdische Kultusgemeinde Bielefeld strebt den Kauf der evangelischen Paul-Gerhardt-Kirche in Bielefeld an. Dort soll eine Synagoge entstehen.

Artikel vom 15.03.2007