16.03.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Kriegszustand
an Weser noch
nicht beendet«

Salz: fünf Länder bei Anhörung

Von Michael Robrecht
Kassel/Höxter/Beverungen (WB). Salz macht mobil: Bei der Anhörung der Umweltausschüsse der Landtage NRW, Hessen, Niedersachsen, Thüringen und Bremen im Ständehaus in Kassel hat auch der Kreis Höxter Flagge gezeigt.

»Ich bin gespannt, ob heute etwas Neues an Argumenten kommt«, sagte gestern Günter Zirklewski, Vorsitzender des Fischereivereins Beverungen, der mit seiner Frau Magda ebenso angereist war wie Beverungens Bürgermeister Christian Haase, die Landtagsabgeordneten Hubertus Fehring (CDU) und Jürgen Unruhe (SPD) sowie Dezernent Michael Werner (Kreis Höxter) und Uwe Dierkes (Stadt Höxter). Acht Stunden äußerten sich Dutzende von Experten zu einem dicken Katalog von 31 Fragen. Fazit der Politik: Alle Länder müssen an einem Strang ziehen, um für Werra und Weser das Schlimmste zu verhindern.
Hintergrund dieser ersten gemeinsamen Sitzung von fünf Landtagsgremien überhaupt ist die von der Firma Kali und Salz AG geplante Pipeline von Neuhof nach Phillipsthal, über die 700 000 Kubikmeter Salzlauge zusätzlich pro Jahr in die Werra eingeleitet werden soll und über die K+S nicht mit sich reden lassen will. Hessens Umweltminister Wilhelm Dietzel will den Spagat schaffen, sowohl die Ökologie zu schonen, als auch die 5000 Jobs in der Kaliindustrie zu erhalten.
Um Argumente an die Hand zu bekommen, hatten die Politiker Fachbüros, Verbände und Umweltexperten um Stellungnahmen gebeten, die in einer dreiteiligen, 352 Seiten starken Ausschussvorlage zusammengefasst worden waren und in Kassel in jeweils zehnminütigen Kurzvorträgen erläutert wurden. K+S-Sprecher Dieter Friedrich wies auf Fortschritte bei der Gewässerqualität mit 20 Fischarten in Werra und Weser hin und lobte, dass K+S weltweit die höchsten Standards in der Kaliproduktion besitze.
Bemerkenswert der Beitrag von Stephan Gunckel (BUND): »Der Kriegszustand an Werra und Weser ist noch nicht beendet«, wies er auf die Sondergrenzwerte von 1942, die nie unterschritten worden seien, hin. In warmen Sommern fließe über die Werra 140 Kubikmeter Wasser pro Sekunde zur Weser, über die Fulda nur 75 Kubikmeter. So werde die Flora und Fauna der Oberweser mit deutlich mehr Salz geschädigt.
Eine Entsalzung der anfallenden Salzwässer durch Umkehr-Osmose wurde vom Büro Ercosplan Erfurt als nicht effektiv bezeichnet, weil sie technisch nicht einfach und wegen der hohen Pumpleistungen wirtschaftlich aufwendig sei. Dr. Thomas Meinelt, Leibnitz-Institut Berlin, wies auf Schädigungen der Fische durch Metalle hin. Ganze Jungfischjahrgänge fielen aus. OWL

Artikel vom 16.03.2007