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Entscheidung
nicht einfach
hinnehmen

Eltern gegen Gruppenstreichung

Von Julia Kleinschmidt
Hüllhorst (WB). Der Beschluss erhitzt die Gemüter: Nachdem bekannt wurde, dass zum 1. August eine der vier Gruppen im Kindergarten »Huckepack« geschlossen werden soll (siehe LK vom 8. März), informierte Leiterin Marianne Ober-Hongsermeier am Montagabend die Eltern zunächst über die Fakten.

Wie berichtet, sieht sich die evangelische Kirchengemeinde als Träger zu diesem Schritt gezwungen, da zum Beginn des neuen Kindergartenjahres zu wenig Anmeldungen vorliegen. Zum 1. April seien in der Einrichtung 97 Kinder gemeldet, davon zwei unter drei Jahren, was eine Belegung mit 99 Plätzen bedeute, so Marianne Ober-Hongsermeier. »Die Kinder unter drei zählen doppelt.« 30 Kinder werden im Sommer eingeschult, eines zieht weg. Es bleiben also 66 Kinder übrig. Anmeldungen von Kindern, die zum Stichtag einen Rechtsanspruch auf einen Platz haben, bis dahin also drei Jahre alt sind, lägen acht vor - macht 74. Und das bedeute zu wenig für eine vierte Gruppe. Zwar lägen noch weitere Anmeldungen vor, allerdings für Kinder, die erst nach dem dritten August drei werden und die daher laut Gesetz für die Bemessung einer Gruppe nicht berücksichtigt werden könnten.
Allerdings: Allein sieben bereits angemeldete Kinder erreichten noch im zweiten Halbjahr 2007 das Alter von drei Jahren, einige weitere im Frühjahr 2008 und damit ihren Rechtsanspruch. Noch im Laufe des neuen Kindergartenjahres würde die Gruppenstärke bei drei Gruppen also auf um die 28 Kinder ansteigen - maximal 30 seien in Ausnahmefällen erlaubt.
Als Folge der Gruppenschließung werde man eine Kollegin entlassen müssen, der befristete Vertrag einer Ergänzungskraft werde nicht verlängert; eine weitere Ergänzungskräfte gehe ab Sommer in die Altersteilzeit, so Ober-Hongsermeier. Bei nur noch drei Gruppen entfalle zudem die Freistellung der Kindergartenleiterin. Um dann nicht noch eine Kollegin zu verlieren, wollten sich nun zwei Mitarbeiterinnen eine Stelle teilen.
Die Eltern nun sehen angesichts größerer Gruppen vor allem die pädagogische Arbeit in Gefahr. »Das wollen wir so nicht hinnehmen bei 1,5 Kräften pro Gruppe«, bekräftigte Elternratsvorsitzende Tanja Menke. In einem Schreiben an das Kreisjugendamt hatte der Elternrat seine Sorgen zu Papier gebracht. »Wir wollen keine Verwahranstalt für unsere Kinder, sondern einen Kindergarten, der aufgrund seiner Personal- und Mittelausstattung in der Lage ist, eine liebevolle und pädagogisch angemessene Betreuung unserer Kinder zu gewährleisten«, heißt es darin. Aus Sicht des Elternrates gelte es, ohnehin nur ein Jahr zu überbrücken, da sich mit dem neuen Kindergartengesetz ab 2008 wohl neue Bemessungsgrundlagen für die Planungen der Gruppen ergeben würden.
Helmut Poggemöller, Leiter des Kreisjugendamtes, der ebenso wie Vertreter des Trägers und Bürgermeister Wilhelm Henke an der Versammlung teilnahm, bedauerte, dass er leider keinerlei Zusagen machen könne. Es gebe »keinen Cent« Landesförderung, zudem liege die Entscheidungshoheit beim Träger.
Doch das bei der Kirche die Finanzmittel knapp sind, machte u.a. Martina Buhlmann deutlich. Der Kindergarten habe genau so viel Personal wie andere dreigruppige Einrichtungen, von denen auch einige die Kinderzahlen überschritten. »Ich kann Ihren Ärger verstehen«, so Buhlmann, und dass sowohl als stv. Superintendentin als auch als Kollegin aus Oberbauerschaft. Auch dort arbeite man seit zwei Jahren mit deutlich vergrößerten Gruppen. Das sei auch nicht toll, müsse man aber in Kauf nehmen.
Wilhelm Henke regte an, alle Beteiligten sollten sich noch einmal gemeinsam an einen Tisch setzen und eventuell nach einer Übergangslösung für ein Jahr zu suchen. »Ich habe da kein Patentrezept. Und versprechen können wir als Gemeinde nichts.« Doch wenn Land und Träger mitspielten, werde sich auch die Gemeinde sicher nicht verschließen.
Martina Buhlmann und Verwaltungsleiterin Elisabeth Halwe-Grote vom Kirchenkreis versprachen, das Anliegen der Eltern mit in die zuständigen Gremien zu nehmen. Halwe-Grothe verwies jedoch auf die stetig sinkenden Kinderzahlen. Ob es also tatsächlich nur um eine Übergangslösung für ein Jahr gehe, könne man nicht abschätzen.
Bei den Eltern tauchte der Gedanke auf, einen Förderverein zu gründen, möglicherweise auch Sponsoren zu werben, um die entstehenden Kosten aufzufangen und die vierte Gruppe auf diese Weise vielleicht für ein Jahr zu sichern. Auch über die Einrichtung einer Spielgruppe will man nachdenken, wenn dies auch natürlich kein Ersatz für eine vierte Kindergartengruppe sein könne.

Artikel vom 14.03.2007