14.03.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Erst Prügel,
dann Gähnen

Schläger verurteilt

Herford (cl). Einen merkwürdigen Eindruck hinterließ der 20-jährige Stefan A. (Namen geändert) aus Bad Oeynhausen vor dem Herforder Jugendschöffengericht. Mehrfach gähnte er , bezichtigte die drei Zeugen der Lügen und meinte »kollegial« zu Staatsanwältin Rabbe: »Sie hätten sich doch auch gewehrt!« Doch diese war sich sicher: »Ich hätte ganz bestimmt keine Leute geschlagen.«

Folgendes war geschehen: Beim Innenstadtfest in Bad Oeynhausen trat der Angeklagte mit zwei Begleitern an einen 20-jährigen Azubi heran und bat ihn zu einem Gespräch an die Seite. Dabei versetzte er ihm einen heftigen Schlag ins Gesicht. Ein Begleiter des Azubi kam hinzu und fragte, was denn los sei. Darauf versetzte ihm Stefan A. vier Faustschläge ins Gesicht, dabei fiel der Student zu Boden. Auch den dahinter stehenden Clemens I. (»Ich habe mich noch nie geschlagen«) streckte er mit einem Fausthieb zu Boden, wobei dieser unglücklich auf den Hinterkopf fiel und im Krankenhaus landete.
Die Polisten kamen hinzu und schätzten die Lage als so bedrohlich ein, als der Angeklagte und seine Kumpels ihre Opfer verfolgten, dass sie diese zum Bahnhof eskortierten, wo sie per Taxi nach Hause fahren konnten.
Stefan A. wies schon fünf Eintragungen im Strafregister auf. Der Lebenslauf erhellte den psychologischen Hintergrund: Nach dem Abgangszeugnis der Gesamtschule ist der Angeklagte seit Jahren arbeitslos, er lebt bei seinen Eltern, die können ihm aber keinerlei Geld geben. Einen Eingliederungsversuch beim ESTA- Bildungswerk brach er nach drei Wochen ab, weil »die Lehrerin voll komisch« war. So sitzt er ohne Beschäftigung und Geld herum und ist entsprechend frustriert, erst recht bei Festivitäten, wo man das Fehlen von finanziellen Mitteln besonders schmerzlich spürt.
»Dem Angeklagten muss das Unrecht seiner Tat deutlich vor Augen geführt werden«, begründete der Vorsitzende Richter Bollhorst das Urteil: Vier Wochen Dauerarrest und 90 Sozialstunden.

Artikel vom 14.03.2007