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Startbereit: Mario Wolfslau (r.) und sein Zivildienstkollege Bünjamin Gökce übernehmen unter anderem den Fahrdienst der Tagespflege.

Als Zivi für das Leben lernen

Meist der erste intensive Kontakt zu älteren Menschen

Delbrück (WV). Mario Wolfslau ist ein echter Delbrücker, aus Lippling bringt ihn so schnell niemand weg. Und doch hat er in den vergangenen Wochen etwas über seine Heimat gelernt. »Ich kenne jetzt jeden Winkel in jedem Ortsteil«, sagt er. Kein Wunder, als Zivildienstleistender im Tagespflegehaus St. Johannes ist er für den Fahrdienst zuständig.

Seit September arbeitet der 19-Jährige in der Einrichtung des Caritas-Verbandes. Dort verbringen Senioren gemeinsam und betreut von Fachkräften ihren Tag. Morgens werden sie von ihrer Wohnung abgeholt, abends wieder heimgebracht. Dann helfen Mario Wolfslau und einer seiner »Zivi-Kollegen« den Besuchern beim Anziehen und beim Einsteigen in den Kleinbus. Morgens geht es um 7 Uhr los, gegen 17.30 Uhr rollt der Fahrdienst wieder auf den Parkplatz vor der Tagespflege in der Lohmannstraße 13. Die Zivis haben verschiedene Schichten. Mal ist der eine, mal der andere morgens unterwegs.
Der Fahrdienst ist nicht die einzige Aufgabe, die die Zivildienstleistenden übernehmen. Sie helfen in der Küche und unterstützen die Mitarbeiter in der Betreuung der Gäste. Das ist für Mario Wolfslau nichts Neues. »Ich habe mich früher auch um meine Großeltern gekümmert«, sagt er. Doch das ist nicht die Regel. Viele der jungen Männer, die in der Tagespflege ihren neunmonatigen Dienst antreten, kommen zum ersten Mal in ihrem Leben intensiv mit älteren Menschen in Berührung.
»Das ist eine Erfahrung, die jeder machen sollte«, sagt Thomas Schwerter. Deshalb ist der Leiter der Caritas-Tagespflege davon überzeugt, dass die Zivis von der Zeit in der Lohmannstraße profitieren: »Sie lernen fürs Leben.« Das gilt auch für die jungen Männer, die im Clemens August von Galen Haus arbeiten. Das Altenheim ist die zweite Caritas-Einrichtung in Delbrück, die Zivildienstleistende beschäftigt.
Als »sinnvoll« empfindet Mario Wolfslau seine Tätigkeit. Zivildienstleistender ist er geworden, weil zwischen Fachabitur und Antritt der Ausbildung zum Kaufmann Zeit blieb. Wenn der Lipplinger in einigen Wochen geht, möchte Thomas Schwerter am liebsten wieder einen Delbrücker einstellen: »Die kennen sich einfach besser aus.«
Bislang ist die Nachfrage jedoch schwach. Deshalb verweist der Einrichtungsleiter noch mal auf einen weiteren Vorteil: »Bei uns gibt es keinen Wochenenddienst.« Anfänger müssen sich nicht auf etwas Unbekanntes einlassen. Ein Tag zur Probe gehört zum Angebot dazu, versichert Thomas Schwerter: »Schließlich wollen wir ja wissen, wer zu uns kommt.«
Die Tagespflege ist unter Tel.: 0 52 50/74 48 zu erreichen, das Clemens August von Galen Haus unter Tel.: 0 52 50/9 97 70.

Artikel vom 15.03.2007