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Guten Morgen

Groß & klein


»Groß.« »Klein«. »Groß.« »Klein«. »Ach, mach doch, was Du willst!« Solche Dialoge, hat Heinz beobachtet, sind zunehmend zu hören, wenn es darum geht, beim täglichen Schriftwechsel die Feinheiten der deutschen Rechtschreibung auszuloten, die uns durch eine Reform der selbigen in totale Verwirrung gestürzt hat. So lange solche Dispute nur rein verbal ausgefochten werden, ist es nicht so schlimm, aber die Stimmung wird zunehmend gereizter. Ein Kollege von Heinz beharrte jetzt darauf, dass sein Satz »Er konnte am Besten von allen rechnen« fehlerfrei sei. Eine Kollegin meinte indes (ganz korrekt), dass man »Besten« hier nicht groß, sondern klein schreiben müsse: »Er konnte am besten von allen rechnen.« Dies wiederum hielt der Verfasser der obigen Zeile für verkehrt; nicht ohne Grund, denn er arbeitet tatsächlich stets aufs Beste und macht auch immer das Beste aus einer Sache. Zudem führte er an, dass er sich niemals mit dem ersten Besten zufrieden geben würde und man schließlich »etwas zum Besten geben« auch so und nicht anders schreiben würde. Dann spielte der Kollege noch einen richtig guten Trumpf aus: »Erklär mir dann bitte mal, warum man ÝEr ist der Beste in der KlasseÜ mit großem B schreiben sollte, aber beispielsweise ÝDieser Wein ist der besteÜ mit kleinem b.«
Darauf wusste in der Tat niemand eine Antwort. So wurde der Streit erst einmal beigelegt, weil jemand sagte: »Da hat er recht.« Als Heinz fragte, ob man »recht« nun groß oder klein schreiben würde, warf ihm irgend jemand eine Papierkugel an den Kopf... Curd Paetzke

Artikel vom 16.03.2007