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Grundschule ist nur
kurzfristig gesichert

In Herstelle sinken die Schülerzahlen am extremsten

Von Herbert Sobireg
Herstelle (WB). »Noch bis zum Schuljahresbeginn 2009/2010 reichen die Schülerzahlen aus, um die Katholische Grundschule Herstelle-Würgassen einzügig zu fahren.« Diese Aussage von Bürgermeister Christian Haase und Schulamtsdirektor Hermann Schmitz ließen Eltern und Hersteller Kommunalpolitiker zunächst durchatmen.

Dann sei aber aufgrund der jetzt vorliegenden Zahlen der Punkt erreicht, an dem entschieden werden müsse, ob ein Fortbestehen der Schule gerechtfertigt oder die Schließung unumgänglich sei, sagte Schulamtsdirektor Schmitz an dem Informationsabend in Herstelle.
»Wir wollten bei dieser Veranstaltung Kompromissbereitschaft des Schulträgers erreichen, das ist uns gelungen. Nun können wir für unsere Schule werben, damit nach Aufhebung der Schuleinzugsbezirke Eltern aus anderen Orten ihre Kinder in unsere Grundschule schicken«, stellte Schulpflegschaftsvorsitzender Thomas von Appeldorn fest.
Eingangs hatte Bürgermeister Haase die heftig kritisierte Wortwahl der Einladung zu dieser Veranstaltung (das WESTFALEN-BLATT berichtete) gerechtfertigt und auf entsprechende Aussagen der Schulkonferenz hingewiesen. »Ich habe lediglich aus Protokollen früherer Elternversammlungen zitiert«, meinte der Bürgermeister, der im Podium Schulamtsdirektor Hermann Schmitz, Schulleiter Gisbert Bläsing und den Schulpflegschaftsvorsitzenden Thomas van Appeldorn begrüßte.
Gisbert Bläsing ging in seiner Stellungnahme auf die Situation der Schule, auf die Klassenstärken, die bauliche Substanz, auf schulische und außerschulische Aktivitäten und Besonderheiten ein, die die kleine - aber leistungsstarke - Schule den Schülern biete. Auch auf die mit dem benachbarten Kindergarten geregelte Ganztagsbetreuung wies er hin.
Schulrat Hermann Schmitz verdeutlichte das NRW-Schulgesetz, nach dem jeder Mensch Anspruch auf schulische Bildung und individuelle Förderung habe. Bezüglich der Grundschulen wies er darauf hin, dass laut gesetzlicher Vorgabe ab 1. August 2008 die Klassenstärke von 15 auf 18 Schüler steige und dass sich die Lehrerzuweisung für eine Schule nach dem Klassenfrequenzrichtwert von 24 orientiere. Es sei auch Vorgabe, dass die Mindestgröße einer Grundschule je eine Klasse für jedes Schuljahr vorschreibe. Schmitz erläuterte auch die gesetzlichen Voraussetzungen für einen Teilstandort, bei dem die Klassenstärken identisch mit denen am Hauptstandort sein müssen. »Besorgniserregend einmalig« sei die in den nächsten Jahren sinkende Schülerzahl an dieser Schule und die damit verbundene Lehrerstellenzuweisung: Schuljahr 2006/07 insgesamt 95 Schüler mit vier Lehrerstellen, 2007/2008 (82/4), 2008/2009 (86/4), 2009/2010 (77/3,5), 2010/2011 (57/2,5), 2011/2012 (49/2) und 2012/2013 (43/2). »Guter Unterricht und individuelle Förderung sind gesetzliche Anforderungen an eine Schule, doch bei 3,5 Lehrerstellen fallen Stunden aus und es gibt keine Möglichkeit mehr, freiwillige Leistungen wie Arbeitsgemeinschaften anzubieten«, meinte Schmitz.
In der abschließenden Diskussion wurden eine ganze Reihe Vorschläge der Eltern erörtert, doch Schulrat Schmitz sah sie alle als nicht realistisch an. So wurde unter anderem vorgeschlagen, die Klassenstärken in Herstelle auf Mindestgröße mit Schülern aus Beverungen aufzufüllen. Hauptwunsch war, und dem wurde entsprochen, die Entscheidung über den Fortbestand der Schule bis 2009 offen zu halten, um dann zu sehen, ob Eltern aus anderen Orten ihre Kinder nach Herstelle schicken.

Artikel vom 14.03.2007