13.03.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Trockenfutter statt saftigem Schnitzel

Fußball-Bezirksliga: Preußen hadert mit Platzsperre der Stadt - Gehlenbeck weiter Letzter

Von Ingo Notz
Espelkamp/Gehlenbeck (WB). Nicht oft in dieser Serie waren sich der FC Preußen Espelkamp und der TuS Gehlenbeck so nah wie diesmal - von der Ebene der Derbies mal abgesehen. Gut gespielt haben beide am Sonntag - und doch gehörten beide zu den großen Verlierern des Spieltages.

Für den FC Preußen Espelkamp stand an diesem 11. März 2007 um 16.49 Uhr der Sturz von der Tabellenspitze zu Buche: ein Punkt Rückstand auf Petershagen, gefühlte zwei auf Vlotho, das bei einem Punkt weniger noch ein Nachholspiel hat. Preußens 1:1 beim Tabellenvorletzten Gorspen-Vahlsen: Natürlich viel zu wenig im Kampf um den Aufstieg - denn nach dem de facto erreichten Klassenerhalt, dem eigentlichen Ziel vor Saisonbeginn, ist die Ausrichtung für die Restsaison im Winter neu erfolgt. Und seither tun sich die Espelkamper schwer - schwerer jedenfalls als im goldenen Herbst 2006. Am neuen Ziel liegt das wohl kaum, vielmehr macht der nasse Winter dem spielerisch wohl stärksten Team der Liga offensichtlich sehr zu schaffen. Die Plätze leiden noch mehr als bei Schnee - und entsprechend leidet die Spielkultur der Preußen. Nur eines von vielen Beispiel aus Gorspen-Vahlsen: Christian Gieselmann läuft bei seiner Premiere in der 1. Mannschaft mit dem Ball frei aufs Tor zu, als das Leder plötzlich auf dem »Acker« verspringt - »sonst laufen drei Leute von uns alleine mit dem Ball ins Tor«, beschreibt Uwe Korejtek das Hauptproblem am Sonntag. »Wir haben Lobeshymnen ohne Ende gekriegt - aber dafür können wir uns nichts kaufen!« »Das ist kein Fußballplatz - das ist eine Kuhwiese«, ereiferten sich die Espelkamper in Gorspen-Vahlsen - aber das ist nur die eine Hälfte des Problems.
Die größere ist die Situation in Espelkamp selbst - seit Monaten kann der nunmehr Ex-Tabellenführer nicht angemessen trainieren, weil wegen des Wetters immer wieder alle drei Plätze in der Kernstadt gesperrt sind. Die gar nicht schmackhafte Folge: »Wenn man immer nur Trockenfutter bekommt, weiß man irgendwann nicht mehr, wie ein Schnitzel schmeckt. . .! Wir trainieren auf Tartan und spielen auf kaputtem Rasen«, ärgerte sich Uwe Korejtek über die augenblickliche Situation. »Wir haben jetzt halt die Phase mit schlechten Plätzen. Aber wenn die Praxis fehlt, da bleibt irgendwas liegen. Das sind keine Entschuldigungen, das sind Erfahrungswerte! Da sollte sich die Stadt Espelkamp auch mal Gedanken machen!«, nimmt Korejtek die Verwaltung in die Pflicht - die große Chance vor Augen, als eventueller Landesligist ein noch größerer Werbeträger eben für diese Stadt werden zu können.
»An der Martinsschule kann man wirklich nichts mehr kaputt machen und trotzdem dürfen wir dort nicht auf den Platz. Da entscheiden Leute, die keine Ahnung haben vom Sport!« Entscheidungen über Platzsperren, Entscheidungen über Trainingseinheiten, Entscheidungen über die Meisterschaft? Platz eins sind die Preußen jedenfalls vorerst los - viel mehr Patzer können sie sich nach zwei Unentschieden in drei Spielen 2007 nicht leisten, zumal vor allem Petershagen und Vlotho derzeit mächtig auftrumpfen. »Aber vielleicht ist es auch mal ganz gut, dass wir nicht mehr der Gejagte sind, sondern wieder einer der Jäger«, hofft Korejtek.
Jagen könnte der TuS Gehlenbeck ganze 16 Hasen - als Tabellenletzter hat der Südkreisclub die freie Auswahl. Trifft aber nicht. So wie am Sonntag in Holsen. Dabei war die Munition diesmal richtig gut, die Einstellung stimmte, die Feinjustierung auch - und am Ende reichte es selbst nicht, mindestens einen Punkt zu schießen. Und wie die Preußen konnten sich auch die Gehlenbecker für die Komplimente nichts kaufen - außer einer Ticketoption für die A-Liga.
»Wir waren in der ersten Halbzeit die bessere Mannschaft, die haben ihr Spiel gar nicht aufziehen können«, freute sich Lars Grote über den engagierten Auftritt seiner Eleven. Allerdings verpassten es die Rothemden, aus den zahlreichen Möglichkeiten Kapital zu schlagen - Pech kam dazu beim Pfostentreffer von Jager (20.) »Wir waren absolut überlegen und hätten zur Pause führen müssen«, wusste auch Grote. Stattdessen ging Holsen sogar in Führung - mit einem Traumtor in den Winkel. »Der passte genau. Sowas triffst Du aber nur, wenn Du oben stehst, normal geht so ein Ball nicht rein«, ärgerte sich der Spielertrainer über den unhaltbaren Gegentreffer. Grote selbst besorgte den Ausgleich - »da war ich schneller als alle anderen am Ball. Muss an der neuen, windschnittigen Frisur gelegen haben. . .«, grinste Lars, der mit einem glatten Schnitt »glänzte«. . . A propos »glatter Schnitt«: Den Abstieg vor Augen deuten sich immer mehr personelle Veränderungen beim TuS an. Es deutet sich der nächste »glatte Schnitt« an: »Im Sommer wird sich einiges tun in Gehlenbeck«, deutet Lars Grote bereits an.
Einige Routiniers dürften wohl ihren Platz für junge Wilde räumen. »Ich sortiere jetzt«, nutzt Lars Grote den Rest der Saison, um zu sehen, auf wen er voraussichtlich in der A-Liga für den Neuaufbau bauen kann. Einer könnte eventuell nicht mehr dabei sein: Stürmer Thorsten Jager wird auch vom VfB Fabbenstedt umworben - Ausgang noch offen. »Dass ich ihn auf jeden Fall halten will, ist klar«, will sich Lars Grote in diesem Wettrennen um den Stürmer aber nicht kampflos geschlagen geben. Und mit neuer, windschnittiger Frisur ist er jetzt ja noch schneller geworden. . .

Artikel vom 13.03.2007